Stellantis, der grosse Zusammenschluss aus PSA und FCA (wir berichteten über Stellantis), liefert den ersten grossen Wurf im Kampf um die Zukunft im Automobilmarkt. Stellantis und Foxconn haben heute ein Joint Venture rund um die Themen „Mobile Drive“ beschlossen und eine Absichtserklärung unterzeichnet. In der heutigen, digitalen Pressekonferenz, verkündeten Carlos Tavares (CEO von Stellantis), Young Liu (Chairman von Foxconn) die Gründung von „Mobile Drive“ (FIH Mobile Ltd.) einem Entwicklungszentrum und Automobilzulieferer mit Sitz in den Niederlanden.
Das 50/50 – Joint Venture zielt darauf ab, Entwicklungszeiten zu beschleunigen, um innovative Benutzererfahrungen im Fahrzeug zu ermöglichen und dank fortschrittlicher Unterhaltungselektronik, HMI-Schnittstellen und Dienstleistungen die Kundenerwartungen zu übertreffen.
Was ist Foxconn?
Die Hon Hai Precision Industry Co., Ltd. ist ein multinationales Unternehmen, das unter dem Namen Foxconn Technology Group auf dem Markt auftritt. Es wurde 1974 von Terry Gou als Hersteller von Kunststoffprodukten gegründet. Seit 1991 ist das Unternehmen an der taiwanischen Börse notiert. Heute ist es einer der grössten Fertigungsbetriebe für elektronische Produkte weltweit.
Mit einem Umsatz von 154,7 Milliarden US-Dollar, bei einem Gewinn von 4,6 Mrd. USD, steht Foxconn laut den Forbes Global 2000 auf Platz 105 der weltgrössten Unternehmen (Stand: Geschäftsjahr 2017). Hierzulande ist das Unternehmen vor allem durch die Fertigung vieler Baugruppen und Geräte für Apple bekannt. Das iPhone wird vornehmlich bei Foxconn hergestellt.
Stellantis und Foxconn streben Software-Führerschaft im Mobility – Bereich an
Stellantis möchte zusammen mit Foxconn ein kundenorientierter Software-Führer im Mobility Bereich weltweit werden. Dabei stehen drei wesentlichen Merkmale im Zentrum.
- Es soll ein attraktives und flüssiges Kundenerlebnis in den Fahrzeugen erreicht werden.
- Die erfassten und ausgewerteten Daten sollen durch AI und Smart Data zu einer ständigen Verbesserung des Fahr- bzw. Verwendungserlebnis führen.
- Und Drittens soll die Software und Elektronik dafür sorgen, dass die System immer aktuell, also updat-fähig bleiben und so auch neue Features hinzugefügt werden können, die neue Werte für den Kunden liefern.
„Mit dieser Partnerschaft werden wir die Grenzen der Connected Car-Technologie erweitern und Erlebnisse bieten, die heute noch nicht vorstellbar sind“, ergänzte Yves Bonnefont, Chief Software Officer bei Stellantis. Und weiter: „Derzeit befinden sich rund 12 Millionen Fahrzeuge aus dem Stellantis Konzern auf den weltweiten Strassen. Wenn diese alle mit Software und Hardware aus Mobile Drive ausgerüstet sind, liefern sie einen sehr grossen Asset für beide Unternehmen und die Kunden von Stellantis.
Mobile Drive ist offen für andere Autohersteller
Das Joint Venture „Mobile Drive“, mit Sitz in den Niederlanden, soll bereits jetzt über rund 250 Software-Experten verfügen. Calvin Chih, Chief Executive Officer bei FIH erklärte, dass Mobile Drive als Automobilzulieferer zu betrachten ist, der auch an andere Autohersteller oder Unternehmen im Markt liefern werde. Wörtlich: „Das in den Niederlanden ansässige Joint Venture ist als Automobilzulieferer tätig und tritt an im Wettbewerb um die Lieferung von Softwarelösungen und zugehöriger Hardware an Stellantis und andere interessierte Fahrzeughersteller.“
Fahrzeuge der Zukunft
„Die Fahrzeuge der Zukunft werden zunehmend softwaregetrieben und -definiert sein. Kunden fordern und erwarten heute und in Zukunft immer mehr datengesteuerte, kreative Lösungen, um Fahrer und Passagiere von innen und aussen mit dem Fahrzeug zu verbinden. Mobile Drive wird diese Erwartungen mit Teams aus Designern sowie Software- und Hardware-Ingenieuren erfüllen und übertreffen“, sagte Young Liu, Chairman von Foxconn. „Dies ist eine natürliche Erweiterung von Foxconns globaler Führungsrolle in der Entwicklung und Anwendung von intelligenten Technologien, um die Lebensqualität von Verbrauchern auf der ganzen Welt zu verbessern.“
„Dank Foxconns umfangreichem Wissen über Nutzererfahrung und Softwareentwicklung in mobilen Ökosystemen bietet Mobile Drive eine bahnbrechende Smart Cockpit-Lösung an, die das Automobil nahtlos in den mobilitätszentrierten Lebensstil des Fahrers integriert“, erklärte Calvin Chih, Chief Executive Officer bei FIH.
Bei Mobile Drive geht Geschwindigkeit vor
Yves Bonnefont, Chief Software Officer bei Stellantis erklärte zudem, dass bei dem Joint Venture und der Entwicklung der Produkte ganz klar eine hohe Geschwindigkeit verfolgt werde. Ihnen sei Bewusst, dass die Software die Disruption im Automobilsenktor darstelle. Und, dass die Software, egal welche Technologie damit gesteuert wird, den entscheidenden Faktor für zukünftige Erfolge liefert.
Mobile Drive wird sich auf die Entwicklung von Infotainment-, Telematik- und Cloud-Service-Plattformen konzentrieren, mit Software-Innovationen wie KI-basierten Anwendungen, 5G-Kommunikation, verbesserten Over-the-Air-Diensten, E-Commerce-Möglichkeiten und Smart Cockpit-Integrationen.
Foxconn und Stellantis arbeiteten bereits bei der Entwicklung des Airflow Vision-Designkonzepts zusammen, das auf der CES®, der einflussreichsten Technologie-Fachmesse der Welt, vorgestellt wurde. Das Konzept zeigte die Vision beider Unternehmen für eine nächste Generation von Premium-Transport und Benutzererfahrung.
Beste Voraussetzung aus beiden Branchen
Stellantis kann auf die Erfahrung einer hundertjährigen Erfolgsgeschichte des Automobilbaus über 14 Marken zurückgreifen. Stellantis ist internationale ausgerichtet und aufgestellt und kann alles liefern, was für die Kooperation aus Sicht eines Autobauers nötig ist. Foxconn blickt auf eine 15 Jahre Produktions- und Entwicklungserfahrung für Smart Devices und 10+ Jahre für System-Software und Programme zurück. Ausserdem hat das Unternehmen bereits Erfahrung und die Facilities für Cloud Services und Big Data.
Die Soft- und Hardware soll dabei für alle Fahrzeuggattungen von unten bis oben und rechts und links modular skalierbar sein. Das heisst, ein Kunde in einem Fiat 500 kann in Zukunft mit einer kleineren Systemauswahl, dennoch an den Systemen von Mobile Drive teilhaben. Ein Fahrer eines Maserati kann die ganze, breite Palette an Möglichkeiten nutzen. Abhängig vom Modell und Portemonnaie können die Hardware eingebaut und die Software und Dienste gebucht werden. Das bietet allen Kunden von Stellantis, aber auch anderen Autoherstellern die Kunde von Mobile Drive werden, grosse Vorteile.
Mobile Drive liefert schneller und breiter als Tesla und Volkswagen
Auf einen wichtigen Faktor wurde in der Pressekonferenz in der Fragen & Antwort-Session eingegangen. Stellantis und Foxconn möchten die Systeme, die sie entwickeln natürlich in ihren Fahrzeugen vornehmlich einsetzen. Beiden ist viel daran gelegen, dass die Produkte und Dienstleistungen allen anderen Unternehmen im Markt auch zur Verfügung gestellt werden. Das Joint Venture möchte mit den Faktoren Geschwindigkeit und Offenheit so schnell wie möglich eine Markt dominierende Situation erreichen. Tesla und Volkswagen entwicklen ihre Software nur für ihre Konzerne. Stellantis und Foxconn möchten genau das Gegenteil, allen Herstellern so schnell wie möglich Produkte und Dienstleitungen liefern. Vor dem Hintergrund der Situation von Stellantis, ist das ein genialer Schachzug. Denn auf der Basis der Antriebskonzepte kann Stellantis wohl keinen Blumentop mehr gegen die anderen grosse Hersteller gewinnen. Über die Kooperation mit Foxconn und der Konzentration auf die digitalen Systeme und der Offenheit an jeden zu liefern schon. Das haben sich alle bei Stellantis und Foxconn clever ausgedacht. Diese neue Situation bietet eine tolle Aussicht und Zukunft für Stellantis und Foxconn.
Fazit
Stellantis und Foxconn ist mit diesem Joint Venture ein Cou gelungen, der in der Branche und ausserhalb noch viel zu reden geben wird. Stellantis hat sich in der Autobranche, passend zu seiner Grösse und Macht, mit einem Wurf in eine richtige und zukunftsweisende Position gebracht. Das hätte wohl, so schnell nach der Gründung von Stellantis, kaum jemand erwartet. Stellantis hieft sich damit besonders in der Kernkompetenz im Mobilitätsbereich ganz nach vorne. Aber Achtung, umgesetzt werden muss es ja auch noch. Die Vorausetzungen mit einem Partner wie Foxconn sehen dazu sehr gut aus. Auch die offene Ausrichtung und Erklärung an alle liefern zu wollen, lässt grosse Erwartungen entstehen. Für Foxconn ist es ebenfalls ein grosser Schritt in eine richtige Richtung. Mit einem Schlag hat Foxconn mehr als zwei Füsse im Automobilmarkt fest verankert. Es sind spannende Zeiten und es scheint mit diesem Cou wird es noch spannender. Jetzt gibt es drei grosse Player die um die moderne und zukünftige Mobilität auf dieser Erde kämpfen. Tesla, Volkswagen und Stellantis.