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Fusion PSA & FCA – Was kommt? Ein Kommentar

Der französische Autohersteller PSA Group (Peugeot Société Anonyme) hat in diesen Tagen mit dem Autohersteller FCA Group (Fiat Chrysler Automobiles) ein „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet, in dem sie beide zustimmen die Konzerne in einer Fusion zusammen zu legen. PSA verkauft u.a. die Marken Peugeot, Citroen und Opel, FCA u.a. Fiat, Alfa Romeo, Chrysler, Jeep und Dodge. Das neue Unternehmen, von dem man noch nicht weiss wie es heissen wird, hat einen geschätzten Börsenwert von 50 Milliarden US-Dollar und wird den Rang vier in der Weltrangliste aller Autohersteller einnehmen. Die unternehmerische Leitung (CEO) des Unternehmens wird für die ersten fünf Jahre der jetzige CEO von PSA, Carlos Tavares, übernehmen. John Elkann, der jetzige Verwaltungsratspräsident von FCA, wird den Vorsitz des aus elf Köpfen bestehenden Verwaltungsrats des neuen Unternehmen leiten. Beide Unternehmen reagieren damit, mehr oder weniger, auf die Umbrüche in der ganzen Branche. Viele disruptive Entwicklungen in der Autobranche zwingen die Hersteller zur Verdichtung, Konzentration und Entschlackung.

Unterschiedliche Ausgangslagen

Die Ausgangslage für die Fusion liegen bei den beiden Konzernen jedoch weit auseinander. PSA ist zunehmend erfolgreich und hat die Übernahme von Opel, in den letzten Jahren, geradezu vorbildhaft gemeistert. Auf dem Gebiet Elektromobilität ist PSA sehr gut aufgestellt und kann sogar dem Branchen-Primus VW in Europa Paroli bieten. PSA sucht nach Wachstum und möchte eine grosse Rolle in der Branche weltweit einnehmen. Das was fehlte sind die weltweiten Vertriebskanäle z.B. in den USA und Lateinamerika. Hier bietet sich z.B. Chryslers gut ausgebautes Netzwerk in Nord- und Südamerika an.

FCA ist durch verschiedenste Umstände in ein Hintertreffen geraten. Die Technik bei allen Marken ist nicht auf dem neusten Stand. Es gibt keine einheitlichen Plattformen oder Standards im Konzern. Elektromobilität ist und war kein Thema im FCA Konzern. Zusätzlich wurde bei fast allen Marken am Markt vorbei entwickelt. Lediglich Jeep verkauft sich in den USA und Europa gut. Ram Trucks laufen in den USA. Der Rest macht sich selber auf niedrigem Niveau Konkurrenz. Besonders bei FCA ist eine Konsolidierung der Marken und Modelle angesagt, der aber auch bei PSA einher gehen muss.

Carlos Tavares (PSA) und Michael Manley (Fiat)
Carlos Tavares (PSA) und Michael Manley (Fiat)

Konzentration in der Autoindustrie unvermeidbar

Der Status in der Autoindustrie sorgt für zu hohe Kapazitäten, eine zu grosse Modell-Vielfalt und zu komplexe Strukturen. Elektromobilität, Klimaziele, Car-Sharing, Ride-Hailing, steigende Kosten für Individualverkehr, massive und günstige Konkurrenz aus Asien und, und, und, zwingen die Branche radikal umzudenken, zu simplifizieren, Strukturen anzupassen und massiv Kosten zu senken. Wer das nicht tut, wird pleite gehen oder von anderen geschluckt. Am schwersten haben es da Konzerne die hohe Kosten, eine falsche Modell-Palette und alte, komplexe Strukturen haben. Jeder Autohersteller, und übrigens auch Zulieferer und Händler, die in Zukunft eine grosse Rolle in der Branche spielen wollen, müssen sich diesen Veränderungen anpassen, ob sie wollen oder nicht. Das heisst an erster Stelle steht da Marken und Modelle aussortieren, die keine Zukunft haben. Dann die Strukturen anpassen und redundante Kosten eliminieren.

Wackelkandidaten sind die Marken Alfa Romeo, Lancia und Dodge

Obwohl viele sofort emotional losheulen werden, wirtschaftlich sind die Marken Alfa Romeo und Lancia im neuen PSA/FCA Konzern am schlechtesten aufgestellt. Das Sammelsurium der Automarken und Modelle bei FCA ist gelinde gesagt etwas konfus. Ein Konzept zu mehr Wirtschaftlichkeit, z.B. über einheitliche Plattformen die Stückkostendegression erzeugen könnten, ist nicht vorhanden. Es würde auch sehr schwer und teuer werden diese in das PSA Plattform-Konzept zu integrieren. So dass FCA z.B. von der Elektromobilität bei PSA profitieren könnte. Alfa Romeo als reine Sportwagen-Marke neben Maserati weiter zu betreiben, halte ich für übertriebenen Luxus, so sehr ich Alfa Romeo auch liebe. Aber was bleibt dann? Die Marken Fiat und Maserati. Und selbst hier müsste ausgemistet werden.

In USA hat FCA nur veraltete Technik am Start

FCA hat auch in den USA praktisch nur veraltete Technik am Start. Jeep, Dodge und Chrysler verkaufen sich zwar noch, aber sie sind nicht auf neue Entwicklungen ausgerichtet. Nachhaltige Technologie, Elektromobilität, Mobilitätskonzepte alles fehlt. Das werden auch alle Käufer spätestens dann stark zu spüren bekommen, wenn  die Klimaziele ihren Tribut fordern werden. So wie z.B. zukünftig in der EU durch höhere Steuern, Benzin/Diesel- und CO2 Preise. Auch hier muss Carlos Tavares brachial den Hebel umlegen. Es ist auf jeden Fall besser erst Marken und Modelle auszusortieren, als sie später mühsam über Jahre auf eine wirtschaftliche, gemeinsame und erfolgreiche Basis zu stellen. Die Modell-Palette bzw. die Markenfrage für Dodge, Jeep und Chrysler muss gestellt werden. Das wird noch viel Ärger geben.  Aber ein „Ende mit Schrecken“ ist immer besser, als ein „Schrecken ohne Ende“. Ein guter Kompromiss wäre für die USA zwei profitable Marken mit stringenten Modellen.

Auch PSA muss sich Gedanken zu DS und Citroen machen

Will der neue Konzern PSA/FCA erfolgreich sein, so muss man auf allen Seiten Wirtschaftlichkeit vor Emotion stellen. Das gilt natürlich auch für PSA. Hier stellt sich die Frage nach DS und Citroen. Leider hat man die Marke Citroen so verunstaltet, dass man nicht wirklich grosse Marktanteile erreichen kann. Wo auch, ausserhalb von Frankreich? Das merkwürdige Design kommt nur wirklich in Frankreich an. Und das auch nur weil es Tradition hat. Der Versuch die Marke „DS“ zu etablieren muss als gescheitert beurteilt werden. Auch hier wäre es ein extremer Luxus diese Marken, aus Tradition oder Emotion, weiter mit durch zu ziehen.

Meine Vision wäre, dass Opel einen Oberklassen SUV auf der gleichen Plattform aufbaut wie der Peugeot 5008 und Peugeot und Opel in diesem Segment den DS7 ersetzt. Diese wären auch für die USA prädestiniert – da gross genug. Der Aufwand dürfte nicht zu gross sein. Damit hätte der Konzern einen Franzosen und einen Deutschen für die USA in guter Qualität in Petto.

Die Fusion von PSA und FCA sollte für die Verantwortlichen in Rueil-Malmaison eine Gelegenheit sein, auch bei sich selber reinen Tisch zu machen. Alles was dem Konzern in Zukunft am Bein hängt, wird ihn schwer und unbeweglich machen. Und damit Vorteile für die Konkurrenz bieten. Die anderen werden nicht schlafen.

 

Das alles gilt auch für die Nutzfahrzeuge

Iveco auf Seiten FCA muss mit den Nutzfahrzeugen von PSA konsolidiert werden. Auch hier ist PSA besser aufgestellt, so das Iveco wohl eher Technik von PSA erhält als umgekehrt. Hier stellt sich dann auch die Frage ob man in Europa vier Marken in diesem Sektor betreiben und vermarkten will? Peugeot, Citroen, Opel und Iveco? Selbst wenn man es schaffen würde, diese alle auf eine technische Plattform zu stellen und Kosten sparen würde, rechtfertigen sich die Kosten für vier Marken nicht. Alleine das Marketing verschlingt Unsummen, die nicht nötig sind. Gerade in diesem Sektor werden zukünftig sehr günstige Lösungen als Alternative aus China erwartet. So z.B. wie der Maxus von SAIC (wir berichteten). Der Druck zu Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ist in diesem Segment noch grösser als bei Personenwagen.

Einsparung bei Entwicklung und Teilen

Setzt man die Konsolidierung des PSA/FCA Konzerns, wie oben beschrieben voraus, so bedeute das natürlich auch, dass man weniger Teile und weniger Entwicklung braucht. Sprich, man benötig auch weniger Ingenieure die diese Teile entwickeln. Das sind Kosten. Da PSA mit der Übernahme von Opel einen guten Kompromiss eingegangen ist, diese Dinge bei diesem Projekt gut zu regeln, wird man dort sicher nicht noch einmal ansetzen. Eine zweigeteilte Entwicklung für Europa und die USA wäre sicher denkbar. Das setzt aber in Europa und den USA starke Konzentrationen voraus. Profitieren kann davon vor allem Chrysler in den USA. Nachteile wird Fiat in Italien in Kauf nehmen müssen.

Herkulesaufgabe für Carlos Tavares

Alles zusammen wird es für Carlos Tavares zu einer Herkulesaufgabe werden, den neuen Konzern auf die richtige Bahn zu lenken. Aber immerhin hat er mit PSA und Opel ja bewiesen, dass er so etwas sehr gut kann. Allerdings ist er dort auch meist auf offene Arme und Gleichgesinnte gestossen und die Einschnitte waren nicht so gross, wie es bei FCA zu erwarten sein wird. Diese neue Geschichte ist grösser, schwieriger und liefert sicher mehr Widerstand an manchen stellen. Dennoch ist es ein gutes Zeichen, dass beide CEOs der Konzerne sich zu diesem Schritt durchgerungen haben. Auch hier ist Carlos Tavares wieder in Europa in Führung gegangen. Andere Konzerne in Europa haben noch nicht einmal damit begonnen über eine Konzentration nach zu denken. Was z.B. wird wohl VW mit Skoda und SEAT in Zukunft machen? Wenn die Modellpalette nur noch aus wenigen Elektroautos besteht und der einzige Unterschied in dem Markenlogo liegt?

Fazit

Carlos Tavares hat zusammen mit John Elkann bewiesen, dass sie die Führung in der Veränderung der Branche annehmen und darauf reagieren. Damit liegen sie beide weit vor anderen. Der neue Konzern bietet für alle Beteiligten grosse Potentiale. Für die Aktionäre genau so wie für viele Mitarbeiter. PSA und FCA haben hoffentlich mit dieser Entscheidung eine Lawine ins Rollen gebracht, die auch endlich andere Konzerne dazu bewegen werden ähnliche Konsolidierungen anzustreben. Für die Kernmarken wie Peugeot und Opel von PSA sehe ich das eher als Stärkung, als eine Schwächung an. Durch die hinzu gewonnenen Vertriebskanäle können beide, viel schneller neue, grosse Absatzmärkte erreichen, die Stückzahlen erhöhen und die Marktposition stabilisieren.

 

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