Die Zulassungen für Elektroautos hat in den letzten Jahren und Monaten stark zugenommen. Immer mehr Elektroautos fahren auf Schweizer Strassen – das zeigen amtliche Statistiken. Deshalb wird das Laden der Elektroautos zu einem immer grösseren Thema. Für viele Elektroauto-Fahrer stellen sich zunehmenden die folgenden Fragen:
- Wo kann ich mein Elektroauto laden?
- Wo finde ich die besten oder die geeigneten Ladestationen?
- Was kostet es mich dort zu laden?
- Welche Ladekarte oder welchen RFID-Chip muss ich haben?
- Was für Netzwerkpreise habe ich zu bezahlen?
- Muss ich auch Roaming-Preise bezahlen und wie viel?
- Geht es auch günstiger?
Gratis Laden
Als Erstes muss man mal klar sagen, dass es viele Ladestationen gibt, an denen man, immer noch, gratis laden kann. Viele Unternehmen bauen auf ihren Parkplätzen Ladestationen auf, an denen Elektroautos gratis laden können, wenn z. B. die Fahrer bei ihnen einkaufen. So gibt es z. B. bei IKEA oder Lidl Ladestationen an denen man gratis Strom laden kann. Es gibt aber auch viele andere Organisationen und Institute die gratis Laden möglich machen. Manches Unternehmen bietet gratis Laden für seine Mitarbeiter und Besucher an. Für Hotels und Restaurants bieten gratis Ladestationen einen Vorteil für Ihre Gäste. Während sie Übernachten oder Essen können sie gratis ihr Elektroauto laden. Jeder Hotelier und Gastronom sollte sich eine solche Massnahme gut überlegen, denn die Kosten sind nicht hoch und es zieht Gäste mit E-Autos an. Ganz fatal ist es aber wenn, Hoteliers und Gastronome glauben sie könnten zu hohe Phantasiepreise verlangen. Solche Informationen landen dann ganz schnell im Internet, als Bewertung über die Einrichtung und die Gäste bleiben aus.
Wo finde ich gratis Ladestationen?
Eine gute Übersicht, wo man in der Schweiz gratis laden kann, bietet die Webseite gratis-laden.ch von Pascal Sonder aus Luzern (Vielen Dank für die tolle Seite). An den Einträgen auf der Webseite kann jeder mitarbeiten und z. B. neue Ladestationen melden.
Nachteile von gratis Ladestationen!
Die Nachteile solcher gratis Ladestationen sind oft Einschränkung, die man beachten sollte. Bei manchen darf man nur laden, wenn man im dazugehörigen Geschäft auch einkauft, oder wenn man dort Kunde ist. Oft haben die Ladestationen nur ein oder zwei Säulen, die natürlich dann auch besetzt sein können. Manche Ladestationen befinden sich sogar hinter Schranken oder verschlossenen Toren. Dann muss man erst Kontakt mit dem Betreiber aufnehmen, um Zugang zu bekommen. Natürlich wird auch die Art der Lademöglichkeit (AC/DC) und der Anschlussart auf gratis-laden.ch angezeigt. Sodass man weiss, welche Station man mit seinem Auto anfahren sollte. Manche gratis Ladestation liefern nur sehr wenig Strom pro Stunde, sodass man sein Auto lange stehen lassen muss. Was wieder dazu führt, dass andere in der Zeit nicht laden können. Das heisst, man hat Wartezeiten. Sei es, wie es sei, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Wer sich selber gut organisiert, kann diese Vorteile nutzen und spart viel Geld.
Eine eigene Ladestation installieren
Eine wirklich gute Lösung ist, eine eigene Ladestation im oder am Haus zu haben. An einem Stellplatz der Einstellhalle, vor dem Haus oder in der eigenen Garage. Da die meisten Autos sowieso am Tag über 20 Stunden stehen, kann man dort sehr praktisch laden, wenn man das Auto nicht braucht. Natürlich kann man dort auch mit Nachttarif laden, der viel günstiger ist, als Tags über. Oft liegen die einmaligen Investitionen dafür weit unter 2’000 CHF und man kann zu einem Nachttarif von z. B. 0.11 CHF/KWh laden. Da amortisiert sich die Investition schnell. Viele Liegenschaftsverwalter haben erkannt, dass eine Ladesäule an den Stellplätzen einen Mehrwert für die Mieter bietet. Man kann dann einen höheren Mietpreis verlangen oder die Wohnung leichter vermieten. Der HEV (Hauseigentümerverband Schweiz) arbeitet gerade an Konzepten für die Umsetzung auch in bestehenden Überbauungen. Wir werden demnächst genauer über die Möglichkeiten, Anbieter und Kosten für solche Lösungen berichten. Hier wollen wir uns erst einmal auf die öffentlichen Ladestationen konzentrieren.
Öffentliche Ladestationen gegen Gebühren
Mit immer stärker werdendem Wunsch nach Elektroautos, haben sich Unternehmen gebildet, die Ladestationen und Infrastruktur für das Laden von Elektroautos erstellt und aufgebaut haben. Diese Ladestationen stehen oft an zentralen Punkten, wie z. B. Autobahnrastplätzen oder neben Tankstellen und Werkstätten. Manchmal sind sie auch einfach an gut zugänglichen Parkplätzen aufgebaut. Eine Ladestation braucht ja nicht viel Platz und Infrastruktur.
Wie startet man den Ladevorgang / bezahlt das Laden?
An vielen dieser Ladestationen kann jeder Strom laden. Die Vorgehensweise ist aber sehr unterschiedlich. Bei manchen kann man seine Kreditkartendaten eingeben und gleich laden. Bei anderen muss man sich zuerst eine App aus dem Internet auf sein Smartphone laden, dann seine Kreditkarte hinterlegen und kann dann starten. Die meisten Kunden und Netzwerke benutzen aber eigene Karten (wie Kreditkarten aber mit eigenem Chip) oder sogenannte RFID-Chips, die man sich an den Schlüsselbund hängen kann. Um damit den Ladevorgang zu starten und zu bezahlen, muss man vorher ein Konto bei dem jeweiligen Netzwerk einrichten und auch dort seine Kreditkarte hinterlegen. Das geht über das Internet. Dann bekommt man die Karte oder den RFID-Chip. Die Karte oder den Chip muss man dann nur an die Ladesäule halten und schon kann man Strom laden. Abgerechnet wird über das Netzwerk und die Kreditkarte.
Preise für das Laden von Strom an Ladesäulen
Anbieter sind Ladesäulen-Betreiber und Lade-Netzwerke
Für die Abrechnung des Ladestroms gibt es unterschiedliche Anbieter. Einmal die Unternehmen, die die Ladesäulen aufgestellt haben und betreiben, aber dann auch Lade-Netzwerke (z. B. PlugnRoll, Swisscharge, Chargemap, Maingau oder EnBW) die Ihre Software zur Verfügung stellen und mit den Ladesäulen-Betreibern (z. B. Ionity, Move oder EWZ, etc.) Verträge abgeschlossen haben. Manche machen auch beides. Beide Kategorien von Anbietern bieten auch sogenannte „Roaming“ – Möglichkeiten an, ähnlich wie bei den Mobiltelefon-Netzen. So z. B. wenn man an einer Ladesäule laden möchte, aber das eigene Netzwerk kein Vertrag mit dem Ladesäulen-Betreiber hat. Dann geht die Abrechnung sozusagen über zwei Lade-Netzwerke und es entsteht eine Roaming-Gebühr für die Nutzung des fremden Netzwerkes. Diese wird meist auf die anderen Kosten aufgeschlagen. Hierbei sollte man die Bedingungen genau beachten, sonst kann es sehr schnell teuer werden. Roaming muss an Ladestationen auch innerhalb der Schweiz gezahlt werden, also nicht, nur wenn man im Ausland an einem ausländischem Netz lädt.
Wie findet man die Ladesäulen?
Viele Ladenetzbetreiber und Ladenetzwerke haben auf Ihren Webseiten eine Karte, in der man nach Ladesäulen suchen kann. Eine sehr umfangreiche hat das Lade-Netzwerk chargemap.com. Dort liegt der Vorteil darin, dass die Ladestationen genau beschrieben werden. Die Teilnehmer von chargemap.com können zu jeder Ladestation Kommentare hinterlegen, Bilder davon machen und hochladen. Es werden die Preise genau angegeben. So ist eine wirklich gute Sammlung an Informationen zu Ladestationen in ganz Europa entstanden. chargemap.com kann man auch als Ladennetzwerk benutzen. Eine einmalige Gebühr für die Aufnahme in das Netz kostet 19.90 Euro. Man bekommt dafür eine Ladekarte, mit der man an vielen Ladestationen in Europa laden kann. Der Strom ist garantierter Ökostrom, die Benuterzsprache ist einstellbar und auch auf Deutsch möglich.
Hier ein Beispiel aus chargemap.com mit der Suche nach „Sirnach, Schweiz“:
Darstellung der Ladestation Swisscharge in Sirnach – Reiter Information
Angabe zu den Ladeanschlüssen und Preisen – Reiter Stations
Preisunterschiede, Abrechnungsarten, Kombinationen
Bei den Preiskategorien gibt es grundsätzlich die Unterscheidung, ob man Privatkunde oder Geschäftskunde ist. Hier werden nur die Preise von Privatkunden untersucht und dargestellt. Weiter bieten die Anbieter verschiedene Preismodelle an. Diese können Abhängig von der Geschwindigkeit des Ladens, der Ladestrommenge und der Zeit, die man für den Ladevorgang braucht, berechnet werden. Manche Netzwerke verlangen pro Ladung noch eine Pauschale für den Ladevorgang oder dann noch Roaming-Gebühren. Es gibt folgende Preise bzw. Abrechnungsmethoden:
- Ladestrom abhängige Preise pro kWh
- Pauschale für den Ladevorgang – Fixbetrag pro Vorgang
- Roaming-Gebühr für Nutzung fremder Ladenetze pro kWh oder/und Minute
- Minuten/Stunden abhängiger Preis – pro Minute/Stunde Aufschlag
- Abonnementsgebühr – monatlich oder jährlich
- Kombination von Abonnementsgebühr und allen anderen
- Flatrate pro Monat oder Jahr
Die unterschiedlichen Preiskategorien werden jeweils kumuliert bzw. addiert. So kann es an einer Ladesäule einen kWh Preis geben und man noch einen Minutenpreis bezahlen muss, sowie obendrauf noch eine Roaming-Gebühr. Die Netzwerke und Betreiber kategorisieren die Ladesäulen auch nach möglicher Ladegeschwindigkeit. So kann es sein, dass man an einer Ladesäule mit einer maximalen Leistung von 150 kW laden kann, aber mit seinem Auto nur 50 kW schafft. Man muss dann aber trotzdem einen viel höheren Preis zahlen, als an einer Ladesäule die nur maximal 50 kW schafft. Verdeutlichen kann man diese Details an Beispielrechnungen. Hier haben wir zwei Beispiele in der Schweiz aufgeführt.
Laden im Innland (Beispiele)
1. Laden an DC Schnelllader mit 150 kW max. Ladeleistung, 42 kW, Dauer 42 Minuten, Turbenthal, Hyundai Kona
Ladeanbieter | Preis kW/h | Preis/Minute | Preis/Vorgang | Roaming | Grundgebühr | Total |
PlugnRoll | 0.62 CHF | 0.18 CHF | 33.60 CHF | |||
Move | 0.59 CHF | 0.10 CHF | 1.50 CHF | 30.48 CHF | ||
Swisscharge | 0.44 CHF | 0.05 CHF | 20.58 CHF | |||
EV Pass | Laden an dieser Säule nicht möglich | — CHF | ||||
EnBW | 0.51 CHF | 21.42 CHF |
Man merkt schnell, dass hier Preisunterschiede existieren, die sich so ein Fahrer eines Benzin- oder Diesel-Farzeugs nicht bieten lassen würde. Zwischen dem teuersten PlugnRoll und EnBW (aus dem Ausland) oder Swisscharge (Schweiz) und den anderen liegt eine Preisunterschied von sage und schreibe 57-63 %. PlugnRoll ist 57 % teuerer als EnBw und 63 % teuerer als Swisscharge. Das sich darum der Preisüberwacher noch nicht gekümmert hat, ist schon merkwürdig. Zum Vergleich, fährt man einen Tesla, kann man an den weit verbreiteten Superchargern (DC Schnelladern) von Tesla laden. Der Preis liegt dort derzeit (Oktober 2020) bei 0.30 CHF / kWh. Das wären in diesem Beispiel total 12.60 CHF inkl. MwSt. Und das Laden ginge dort noch schneller.
In diesem Beispiel mussten keine zusätzlichen Roaming-Gebühren bezahlt werden. Es gibt aber Ladestationen bei denen man je nach dem welche Ladekarte man nutzt noch eine happige Roaming-Gebühr, meist pro Minute, dazu zahlen muss. Auch innerhalb der Schweiz. Es könnte also noch teurer werden. Dazu kommt später mehr, es wird noch wirrer und spannender.
2. Laden an einer 22 kW AC Ladestation mit 22 kW max. Ladeleistung, 27 kW, Dauer 4 Stunden, Sirnach, Hyundai Kona
Ladeanbieter | Preis kW/h | Preis/Stunde | Preis/Vorgang | Roaming | Grundgebühr | Total |
PlugnRoll | 0.43 CHF | 3.60 CHF | 26.01 CHF | |||
Move | 0.35 CHF | 1.80 CHF | 1.50 CHF | 18.15 CHF | ||
Swisscharge | 0.25 CHF | 0.50 CHF | 8.75 CHF | |||
EV Pass | Laden an dieser Säule nicht möglich | — CHF | ||||
EnBW | 0.41 CHF | 11.07 CHF |
In diesem Beispiel liegen die Preise sogar um fast 200 % auseinander. Zwischen Swisscharge und PlugnRoll liegen satte 197 % Unterschied. Zwischen EnBw zu PlugnRoll ist der Unterschied immer noch 134 %. Man stelle sich mal eine Bezin-Tankstelle vor, bei der der Literpreis doppelt so hoch ist wie bei den Wettbewerbern. Dort würde doch keiner tanken? Aber weil bei den Ladestationen und den Preisen keine Transparenz herrscht und die Kunden meist erst nach dem Laden über den wahren Preis informiert werden, kann man sich das wohl leisten?
Lustig wird es erstrecht, wenn noch Roaming-Gebühren dazu kommen
Die oben genannten Beispiele beinhalten keine Roaming-Situation und deshalb auch keine Preise dazu. Bei PlugnRoll werden zu Roaming-Kosten gar keine Angaben gemacht. Man ist also dann erst nach der Abrechnung überrascht, was da noch alles berechnet wird. Um Ihnen aber mal ein Gefühl zu geben, was an Roaming-Gebühren bei Schweizer Netzwerken derzeit verlangt wird, können wir hier ein Beispiel von Swisscharge ansehen und in das oben genannte Beispiel einbauen. Die Kosten für Roaming werden auf die Kosten für das eigentliche Laden addiert, dadurch entstehen astronomische Preise. Man sollte also genau aufpassen, welche der Karten mit welcher Ladesäule kompatible ist und wobei keine Roaming-Gebühren verlangt werden!
Roaming Kosten bei Swisscharge
Zum ersten Beispiel DC Laden für 42 Minuten und 42 kW / h würden die Kosten dann wie folgt aussehen:
Laden im Innland aber mit Roaming (Beispiele)
1. Laden an DC Schnelllader mit 150 kW max. Ladeleistung, 42 kW, Dauer 42 Minuten, Turbenthal, Hyundai Kona
Ladeanbieter | Preis kW/h | Preis/Minute | Preis/Vorgang | Roaming | Grundgebühr | Total |
PlugnRoll | 0.62 CHF | 0.18 CHF | 1.62/Vorgang + 0.70 / kWh | 64.62 CHF | ||
Move | 0.59 CHF | 0.10 CHF | 1.50 CHF | 0.11 / min + 0.59 / kWh | 59.88 CHF | |
Swisscharge | 0.44 CHF | 0.05 CHF | — | — CHF | ||
EV Pass | Laden an dieser Säule nicht möglich | — CHF | ||||
EnBW | 0.51 CHF | — | 21.42 CHF |
Würde man also an einer Swisscharge – Ladestation mit der PlugnRoll-Karte laden, so müsste man für den Ladenvorgang in der Beispielrechnung satte 64.62 CHF bezahlen. Das ist 31.02 CHF teurer, als wenn man mit der PlugnRoll-Karte an einer PlugnRoll-Ladestation laden würden. Die können auch ein paar Meter auseinander stehen, man sollte also genau aufpaasen welche Säule man wählt. Bei Move würde auch ein sehr grosser Aufschlag fällig. Bei den anderen Netzen konnten wir keine Angaben finden, welche Roaming-Gebühren entstehen würden, wenn man mit einer fremden Karte an einer Swisscharge – Ladestation laden würde. Sicher aber ähnlich teuer. Durch fehlende Transparenz der Anbieter über die versteckten Kosten, müssen dann einige Kunden böse Überraschungen erleben, wenn sie ihre Kreditkartenabrechnung bekommen. Einzige Ausnahme ist die EnBw-Karte. Bei ihr zahlt man immer den gleichen Tarif, egal ob man an einer fremden oder eigenen Ladesäulte lädt.
2. Laden an einer 22 kW AC Ladestation mit 22 kW max. Ladeleistung, 27 kW, Dauer 4 Stunden, Sirnach, Hyundai Kona
Ladeanbieter | Preis kW/h | Preis/Stunde | Preis/Vorgang | Roaming | Grundgebühr | Total |
PlugnRoll | 0.43 CHF | 3.60 CHF | 1.62/Vorgang + 0.67 / kWh | 45.72 CHF | ||
Move | 0.35 CHF | 1.80 CHF | 1.50 CHF | 1.94 / h + 0.35 / kWh | 35.36 CHF | |
Swisscharge | 0.25 CHF | 0.50 CHF | — | — CHF | ||
EV Pass | Laden an dieser Säule nicht möglich | — CHF | ||||
EnBW | 0.41 CHF | — | 11.07 CHF |
Auch bei diesem Beispiel werden astronomische Aufschläge fällig. Über Roaming wären die Kosten bei PlugnRoll um 19.71 CHF höher und bei Move um 17.21 CHF. Bei dem bisschen Strom, ein satter Aufschlag. Lediglich bei EnBw bleiben die Kosten konstant.
Laden im Ausland (Beispiel)
Das Laden im Ausland wird mit den meisten Schweizer Ladekarte zu einem Abenteuer. Denn sie werden an vielen Ladesäulen nicht akzeptiert. Wenn doch, dann kommen, auf jeden Fall, noch Roaming-Kosten durch die fremden Netzwerke oben drauf. Und die Preise für das Roaming im Ausland „mit einer Schweizer Karte“ haben sich gewaschen. Ein Beispiel, EV Pass verlangt folgende Aufschläge im Ausland:
Bezogen auf die obigen Beispiele müsste man also mit dem EV Pass, bei einem AC – Ladevorgang unterhalb von 22 kW Leistung, 0.45 CHF / min. mehr bezahlen. Das wären bei unserem Beispiel, dem AC Ladevorgang mit 4 Stunden = 60 * 4 * 0.45 CHF = 108 CHF und bei dem DC Ladevorgang 42 * 3.48 CHF = 146.16 CHF. Wohlgemerkt zuzüglich der Kosten für kW, Minuten und Vorgangskosten des Ladenetzwerks. Das wären in diesen Beispielen noch mal rund 30 CHF dazu. Mit einer Ladung von 42 kW kommt ein Elektraouto heute rund 260 km weit. Geht man von einem Durchschnitsverbrauch eines Verbrenners mit Benzinmotor von 7 Litern auf 100 km aus, Liter zu 1.60 CHF, würde das einem Benzinpreis pro Liter von 7.58 CHF (AC) oder 9.68 CHF (DC) entsprechen.
Man ist wieder klar im Vorteil, wenn man eine Karte von EnBw, Chargemap oder Maingau besitzt. Bei EnBw zahlt man immer den gleichen Tarif für AC oder DC Laden und keine Roaming-Kosten. Bei Maingau und Chargemap zahlt man auch keine Roaming-Kosten, aber man zahlt morderate Tarife je nach dem welches Netzwerk man benutzt. Diese sind dann wenigstens auf den jeweiligen Karten klar und transparent ersichtlich.
In unserem Test in Deutschland konnten wir an einer Ladestation für AC mit allen Schweizer Karten gar nicht laden. An einer Ladestation für DC nur mit PlugnRoll und Move. Dort waren die Preise durch die Roaming-Kosten wieder weit höher als bei EnBw, Chargemap oder Maingau.
Abonnement oder Flatrate
Es gibt einige Ladekarten-Anbieter die auch Abonnements oder Flatrates anbieten. Die Kombinationen sind sehr unterschiedlich. Bei manchen muss man eine monatliche, pauschale Gebühr bezahlen und hat dann niedrigere Ladekosten beim Laden. Dabei gibt es unterschiedliche Abstufungen. Bei sogenannten Flatrates bezahlt man eine monatliche Pauschale und kann dann im Monat so viel laden, wie man möchte. Achten Sie dabei immer auf die Laufzeit der Verträge. Wir raten von beiden Lösungen ab, da immer viel höhere Grundgebühren bzw. Flatrate-Tarife verlangt werden, als man je in einem Monat verfahren kann. Es sei denn man nutzt das Elektroauto beruflich. Dann sollte man sich aber nach den Tarifen und Angeboten für Geschäftskunden erkundigen. Die sind dann viel günstiger.
Angebote von Autoherstellern
Viele Hersteller von Elektroautos, bieten zu ihren Fahrzeugen eigene Ladekarte oder Ladelösungen an. Bei Tesla wird das Laden über das Konto bei Tesla abgewickelt. Man hinterlegt eine Kreditkarte im Onlinekonto und fährt zu einer der vielen eigenen Ladestationen von Tesla, die man auf der Karte im Tesla-Fahrzeug oder über das Internet online finden kann. Man steckt den Stecker in den Anschluss und das Auto wird geladen. Das Auto kommuniziert automatisch mit dem Tesla-System und erfasst wie viel geladen wurde. Auf der Tesla-App und über das Internet kann man jederzeit den Ladevorgang und den Preis bzw. die Kosten einsehen. Ein ähnliches System plant Volkswagen auch. Es nennt sich „We Charge“. Andere Hersteller schliessen Verträge mit allgemeinen Ladekartenanbieter ab und lassen die Karten mit ihrem Logo versehen. Dabei können die Preise vom Hersteller speziell verhandelt, also für den Kunden günstig sein. Es kann aber auch sein, dass die normalen Preise durchgeschleift werden.
Fazit
Unsere Liste der Schweizer Ladenetzwerke, Ladekarten und Beispiele für Preise und Roaming sind sicherlich nicht vollständig. Jedoch gibt das Bild, dass diese liefern einen guten Überblick auf was man achten sollte, wenn man mit seinem Elektroauto laden und nicht abgezockt werden will. Wir arbeiten an einer besseren Übersicht, die mehr Transparenz und Vollständigkeit bietet. Der Markt ist aber so stark in Bewegung, dass diese Übersicht schon veraltet ist, wenn man sie fertiggestellt hat. Als Tipp kann man sagen, erkundigen Sie sich in Internet-Foren, in Facebook-Gruppen für Elektroautos, vielleicht sogar genau der Gruppe für Ihr Fahrzeug. Fragen Sie dort nach, was die besten Karten-/Ladelösungen mit den günstigsten Preisen sind und glauben sie nicht dem Erstbesten. Wenn Ihnen etwas unklar ist, fragen Sie nach. Sie können auch hier in den Kommentaren oder in unserem Forum Fragen dazu stellen. Wir wünschen Ihnen allzeit gute Fahrt und immer eine gute Ladelösung im Visir.
Disclaimer
Die Beispiele mit Preisen wurden uns freundlicherweise von Vision E Drive zur Verfügung gestellt, welche in einem Video veröffentlicht wurden. Hier der Link dazu. Vielen Dank dafür. Stand 08.10.2020
Update 12.10.2020
Vision E Drive
Vision E Drive hat am 09.10.2020 ein neues Video über Ladestrom und praktische Erfahrungen beim Laden heraus gebracht. Sie können es hier finden „Vision E Drive Video“. Es ist sicherlich sehr interessant und vollkommen aus der Alltagsperspektive gedreht.
Chargeprice
Weiterhin möchten wir auf eine App aufmerksam machen, die ihnen eine Transparenz bei den Ladekosten liefern kann. Sie heisst Chargeprice und kann über das Internet mit Browser benutzt werden. Auf Chargeprice kann man in den Einstellungen sein Fahrzeug angeben und Chargeprice zeigt dazu geeignete Ladestationen an. Man kann die Ergebnisse filtern, zum Beispiel um nur gratis Ladestationen anzuzeigen. Das Besondere aber an Chargeprice ist, dass zu jeder Station angezeigt wird, wer dort vorher geladen hat, welches Ladenetzwerk er benutzt hat und wie viel er gezahlt hat. Als Beispiel haben wir hier einmal die Station von GoFast an der Autobahn-Raststätte Gunzgen Nord ausgewählt.
In der Seitenleiste sieht man die Ladevorgänge die dort vorgenommen wurden, den Betreiber mit Standortangaben und das Netzwerk zu dem die Ladestation gehört. Hier ist es eine DC Ladestation von GoFast mit CCS Stecker und max. 150 kW Ladeleistung über das Netzwerk Swisscharge. Darunter werden die Ladevorgänge angezeigt und nach Preis sortiert. Angezeigt wird der Tarif bzw. das Ladenetzwerk der benutzt wurde.
Hier im Beispiel hat jemand mit evway geladen und nur 0.16 CHF / kWh bezahlt, allerdings wird eine symbolische Uhr angezeigt, was darauf schliessen lässt, dass es noch einen Zeittarif von evway gibt, der extra bezahlt werden muss. evway ist ein grosse Netzwerk für Elektrofahrer in ganz Europa.
Der nächste günstigste Preis wurde mit der e-Charge Karte vom ADAC mit 0.41 CHF / kWh bezahlt. Ein Hinweis gibt an, dass ab 2.11.2020 auch noch eine Standgebühr mit dieser Karte fällig wird. Es wird damit also teurer.
Als nächst günstigester Tarif taucht Swisscharge auf. Swisscharge ist das Hausnetz von GoFast und sollte eigentlich am günstigsten sein. Es erscheint aber hier erst an dritter Stelle mit 0.45 CHF / kWh.
In der Folge werden alle Ladenetzwerke immer teurer. Der Vorteil der App liegt darin, dass man die Preise einsehen kann, die günstigsten Ladennetzwerke erkennt und neue Netze kennenlernt. In der Karte kann man schnell in der Umgebung nach günstigeren Ladesäulen suchen bzw. diese einsehen. Der Gesamtpreis beinhaltet dann alle anderen Kosten. Bei anderen Stationen wird dann z.B. angezeigt wie viel Prozent vom Gesamtpreis Standkosten oder Minutentarif waren. Leider werden keine Angaben zu Roaming angezeigt.
Ivo
3. Dezember 2020Es ist leider erschreckend, wie unübersichtlich und intransparent die ganze Situation ist. Ich vermeide solche Ladestation und lade darum konsequent an Superchargern oder notfalls an kostenlosen Säulen. Alles andere ist einfach Lotterie
zu Kompliziert
13. Juni 2021das ist leider echt erschreckend, ich bleibe daher so lange wie noetig beim Verbrenner, da seh ich eine Tankstelle, kippe das gute Zeug ins Auto und Fahr weiter und zahle was auf der Tafel vor der Tankstelle steht
Gordian Hense
13. Juni 2021Das ist ihr gutes Recht. Mal sehen, wie weit Sie damit noch kommen und was für einen Preis sie dafür bezahlen müssen. Ich glaube, dass alle die jetzt solche Sprüche bringen, die ersten sein werden, die auf ein E-Auto umsteigen, wenn sie merken was für Vorteile das hat. Einfach mal einen testen! Haben Sie schon mal einen gefahren?
Andreas
9. November 2022Der Artikel hat sicherlich sehr viel Zeit benötigt, ich kann nur sagen – Es hat sich gelohnt!! Ganz tolle Arbeit!