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Altautos einziehen, beschlagnahmen und verschrotten – die neue EU-Richtlinie

Die EU setzt neue Massstäbe: Die Verordnung über Altfahrzeuge und ihre Auswirkungen auf die Autoindustrie

Die Europäische Union hat sich dazu entschlossen, einen grossen Schritt in Richtung Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu gehen. Die Verordnung über Altfahrzeuge (End-of-Life Vehicles) soll nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch die Autoindustrie dazu bewegen, nachhaltigere Praktiken zu übernehmen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hintergründe, die vorgeschlagenen Änderungen und die möglichen Auswirkungen auf die Branche.

Die Probleme: Von Ressourcenverlust bis hin zur illegalen Entsorgung

Die Entsorgung von Fahrzeugen am Ende ihrer Lebensdauer stellt aktuell eine grosse Herausforderung dar, die verschiedene negative Auswirkungen mit sich bringt. Hier sind die Hauptprobleme:

  1. Mangelnde Optimierung der Fahrzeugbehandlung:
    • Ressourcenverlust und Umweltverschmutzung sind die Folge.
    • Emissionsarme Fahrzeuge erfordern leichte Materialien, Batterien und elektronische Komponenten, die schwer recycelbar sind.
  2. Fehlende Zirkularität in Design und Produktion:
    • Bestehende Gesetze haben nicht zu einem verbesserten Ökodesign von Autos geführt.
    • Wenig Einsatz von recycelten Materialien.
  3. Schwache Qualität der Fahrzeugabfallbehandlung:
    • Probleme mit minderwertigem Stahlschrott, unzureichender Materialtrennung und niedrigen Recyclingquoten.
  4. Hohe Abhängigkeit von importierten Rohstoffen:
    • Die Automobilindustrie ist auf grosse Mengen an importierten Rohstoffen angewiesen, darunter seltene Erden für Elektromotoren oder Batterien.
  5. Fehlende Regulierung für bestimmte Fahrzeugtypen:
    • Lkw, Motorräder und Busse fallen nicht unter die aktuellen Altfahrzeugvorschriften.
Factsheet EOL Vehicles
Factsheet EOL Vehicles

Die Vorschläge der EU: Nachhaltigkeit und Zirkularität als Leitprinzipien

Die Europäische Union schlägt vor, durch ein modernes Regelwerk die Qualität der Behandlung von Fahrzeugen am Ende ihrer Lebensdauer zu verbessern – die Kreislaufwirtschaft. Hier sind die wichtigsten Punkte der vorgeschlagenen Verordnung:

  1. Design kreisförmig:
    • Verbesserung der Konstruktion von Autos für eine leichte Zerlegbarkeit.
    • Mindestquoten für Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit und Verwertung.
    • Detaillierte Anweisungen für den Austausch und Ausbau von Teilen.
  2. Verwendung von recycelten Inhalten:
    • 25 % des für den Bau eines neuen Fahrzeugs verwendeten Kunststoffs müssen recycelt sein.
    • Klare Deklaration der Recyclinganteile.
  3. Mehr und intelligenter sammeln:
    • Einsatz vernetzter nationaler Fahrzeugzulassungssysteme.
    • Exportverbot für nicht fahrbereite Fahrzeuge.
    • Erhöhte Kontrollen und Bussgelder.
  4. Besser behandeln:
    • Strengere Definition von Recycling und Deponiebeschränkungen.
    • Obligatorische Entfernung wertvoller Teile, Komponenten und Materialien.
    • 30 % der Kunststoffe müssen recycelt werden.
  5. Produzenten verantwortlich machen:
    • Stärkung der „erweiterten Herstellerverantwortung“.
    • Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Recyclern.
  6. Erweiterung des Geltungsbereichs:
    • Schrittweise Einbeziehung aller LKWs, Busse und Motorräder in autorisierte Einrichtungen.
    • Export nur verkehrssicherer Schwerlastfahrzeuge.

Die erwarteten Auswirkungen: Von CO₂-Reduktion bis zur Schaffung neuer Arbeitsplätze

Die EU prognostiziert beeindruckende Auswirkungen durch die Umsetzung dieser Verordnung bis zum Jahr 2035:

  • CO2-Reduktion:
    • 12,8 Millionen Tonnen weniger CO₂-Ausstoss.
    • Einsparung im Wert von 2,9 Milliarden Euro.
  • Mehr Altfahrzeuge gesammelt und behandelt:
    • 3,8 Millionen zusätzliche Altfahrzeuge in der EU.
  • Rückgewinnung kritischer Rohstoffe:
    • 350 Tonnen Seltene-Erde-Materialien zur Wiederverwendung und zum Recycling.
  • Höherwertiges Recycling und Wiederverwendung:
    • 5,4 Millionen Tonnen Materialien in höherer Qualität.
  • Arbeitsplatzschaffung:
    • 22 000 neue Arbeitsplätze in der EU, darunter 14 000 für KMU.
  • Günstigere Wartung und Reparatur:
    • Niedrigere Preise für gebrauchte Teile und Komponenten.
  • Bessere Kontrolle über den Export von Gebrauchtfahrzeugen:
    • Export nur hochwertiger, technisch einwandfreier europäischer Fahrzeuge.

Fazit: Ein Schritt in Richtung nachhaltiger Autoindustrie

Die Verordnung über Altfahrzeuge der EU zeigt, dass die EU die Autoindustrie zu einem nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Ansatz drängt. Die vorgeschlagenen Massnahmen könnten nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, sondern auch die Autoindustrie zu Innovationen und einer effizienteren Ressourcennutzung anregen. Es bleibt abzuwarten, wie die Autohersteller auf diese Herausforderungen reagieren werden und inwieweit diese Verordnung die Branche prägen wird. Die Richtlinie ist am 18. September 2000 in Kraft getreten und wird seit dem kontinuierlich erweitert und optimiert. Wesentlich ist, dass der aktuelle neue Ansatz bis im Jahr 2035 umgesetzt werden soll. Wörtlich: „Das wichtigste Vergleichsjahr ist das Jahr 2035, da alle langfristigen Massnahmen bis zu diesem Zeitpunkt in Kraft getreten sein sollten“.

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