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Weltweit grösstes Elektrofahrzeug aus der Schweiz eingeweiht – der eDumper

Sursee, 01.12.2017 – Gestern wurde das grösste Elektrofahrzeug der Welt in Lommis – Thurgau / Schweiz eingeweiht und präsentiert. Ein Elektro-Muldenkipper wie es ihn noch nie gegeben hat. Obwohl er in seiner Baureihe wohl nur einer der zweit kleinsten Muldenkipper von Komatsu ist, ist er nun mit dem Elektroantrieb der grösste seiner Art weltweit.

Die Firma Kuhn Schweiz AG aus Heimberg (BE) hat ihn auf Basis eines Komatsu Muldenkipper zusammen mit der Lithium Storage GmbH aus Illnau entwickelt und umgebaut.

Einsparung von 50’000 Liter Diesel und 130 t CO2 im Jahr

Für Unternehmen im Tagebau ist er wirtschaftlich sehr interessant, da grosse Kosten für Diesel und Wartung entfallen und zugleich eine hohe Verfügbarkeit bereitgestellt wird. Bei vollem Einsatz spart man sich rund 50’000 Liter Diesel im Jahr die auch 130 Tonnen CO2 erzeugen würden. Der eDumper ist also auch sehr umweltfreundlich. Ausserdem spart man sich hohe Wartungskosten, denn die Elektromotoren und Batterien sind fast wartungsfrei. Wird der eDumper richtig eingesetzt, kann er sogar mehr Strom erzeugen als er verbraucht. Der überschüssige Strom kann z.B. in das Netz verkauft oder für andere Geräte verwendet werden.

Ein Gewinnbringer durch Stromerzeugung

Wie kann das gehen? Der eDumper wiegt 50 Tonnen kann aber bis zu 63 Tonnen Material aufnehmen. In einer Grube in der Material von oben nach unten transportiert werden muss, fährt der eDumper mit 50 Tonnen Gewicht hoch, lädt das Material bis zu 63 Tonnen und fährt mit 113 Tonnen den Berg runter. Dabei bremst er mit dem Elektromotor, der Rekuperation, erzeugt also Strom. In diesem Fall fungiert der Elektromotor wie ein Dynamo. Er erzeugt Strom und lädt diesen in die 5 Batterien des eDumper. Unten angekommen entlädt er einen Teil des Stroms in das öffentliche Stromnetz. Mit dem Rest fährt er wieder nach oben und die ganze Prozedur beginnt von vorne. Damit können bis zu 77 MWh Strom pro Jahr erzeugt werden.

Laut Kuhn Schweiz AG war die grösste Herausforderung bei der Entwicklung des Fahrzeugumbaus, die enormen Drehmomente die im Fahrzeug entstehen. Am Differenzial liegen bis zu 9’500 Nm an. Auch kann der Elektromotor viel höhere Drehzahlen erreichen, als ein vorher eingebauter Diesel-Motor. Das Drehmoment des Elektromotors liegt von der ersten Sekunde voll an, damit kann man auch mit viel Gewicht zügig losfahren.

Hier ein paar Eckdaten:

  • Basis: Komatsu 605-7, 110 t Gesamtgewicht
  • Eigengewicht eDumper: 50 Tonnen
  • Zuladung max.: 63 Tonnen
  • Batterien: 5 Stück mit gesamt 600 kWh  Lithium-Ionen
  • Motor: 590 kW Motor, 800 PS, 9’500 Nm
  • Geschwindigkeit: max. 50 km/h
  • Einsparung Diesel: 50’000 Liter pro Jahr
  • Einsparung CO2: 130 Tonnen pro Jahr
  • Plusenergie Fahrzeug – kann Strom erzeugen
  • Voraussichtlicher Preis: ca. 2 Mio. CHF
  • Weltweit grösstes Elektrofahrzeug
  • Keine Verschleissteile – keine Wartungskosten
  • Grösste in einem Fahrzeug verbaute Batterie
  • Wenig Lärm
  • In der Schweiz gebaut

Die Batterien wurden eigens für diesen eDumper von der Firma Lithium Storage GmbH zusammen gestellt und verbaut. Sie sind die grössten Batterien die je in ein Fahrzeug eingebaut wurden.

 

Update: 08.06.2020

Wegen häufiger Nachfrage, wo denn der Anwendungsfall liegt und wozu man das braucht, ergänze ich hier meinen Beitrag um diesen Teil. Es gibt Menschen, die nicht glauben, dass Material von oben nach unten transportiert wird und zweifeln den Sinngehalt des Projektes an. Deshalb:

Es gibt viele Anwendungsfälle, in denen Material am Hang von oben nach unten abgebaut wird. Im Tal stehen dann die Maschinen, die das Material weiter verarbeiten. Zum Beispiel Unternehmen die Zement herstellen. Für diesen Anwendungsfall wurde der eDumper auch entwickelt. Das abzubauende Material liegt weiter oben in der oberen Felsschicht, am Hang auf einem Berg, im Jura. Die Zementfabrik liegt im Tal und verarbeitet das Material, dass von oben nach unten gefahren wird. In diesem Fall ist es der Betreiber „Vigier Beton“ im Kanton Bern, in Safnern. Die Grube bzw. der Steinbruch liegt im Jura, am Hang in Péry. Das kann man sich sogar auf Google Maps (Satellitenansicht einschalten) ansehen.

Es ist richtig, dass es auch viele, vielleicht auch mehr Anwendungsfälle gibt, wo „in“ die Erde gegraben wird und das Material nach oben transportiert werden muss. Aber es gibt auch viele Anwendungsfälle, wo es so ist wie im Jura. Wenn man alle diese Fälle mit einem eDumper weltweit bedienen könnte, wäre das sicher ein guter Schritt in die richtige Richtung. Die Firma Kumatsu, die ja an dem Projekt beteiligt ist, ist in dem Geschäft weltweit tätig. Weiss also sicher über die Potentiale gut bescheid. In Gesprächen, vor Ort bei der Firma Kuhn AG bzw. jetzt eMining AG, wurde mir das auch in persönlichen Gesprächen bestätigt.

Kontaktdaten:

Kuhn Schweiz AG

eMining AG

Lithium Storage GmbH

www.kuhn-gruppe.ch

https://www.emining.ch

www.lithiumstorage.ch

 

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