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Was kostet Europa die Verzögerung in der Automobilindustrie?

Das Thema Elektroauto und autonomes Fahren beherrscht derzeit die Gemüter. Wir leben in einer Zeit, in der praktisch täglich neue Technologien entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Durch effiziente Nutzung neuer, moderner Technologie werden Entwicklungen und Kombinationen von Techniken immer schneller möglich. Neue Techniken die alte ersetzen. Das nennt man „Disruptive Technology“. Durch das Zusammenspiel verschiedener neuer Techniken werden alte Systeme ersetzt. Die Automobilindustrie ist sehr stark davon betroffen und wird in Zukunft davon noch stärker betroffen sein. Das ist besonders für die Länder wichtig, die von der Automobilindustrie stark abhängig sind. So wie z.B. Deutschland. Das Thema wird aber dort, wenn überhaupt, zu kurz und zu flach diskutiert. Denn es hat immense Auswirkungen auf den zukünftigen Wohlstand, die Arbeitsplätze und Wirtschaft in diesem Land und seinen Nachbarn. Folgende Themen spielen dabei eine Rolle:

  • Elektromobilität
  • Energiekosten
  • Umweltbilanz / CO2
  • Autonome Systeme
  • Energieerzeugung
  • Wettbewerbsfähigkeit
  • Effizienz der Infrastruktur
  • Globalisierung

Deutschland zeigt kaum ein Angebot

Derzeit findet der 88. Automobilsalon in Genf statt. Viele namhafte Auto-Hersteller sind dort mit einem Stand vertreten und stellen dort ihre neuen Fahrzeuge, Prototypen und Studien vor. Obwohl das Thema Elektromobilität bei Kunden, Politikern und Unternehmen ein grosse Thema ist, stellen nur wenige Hersteller brauchbare, bezahlbare und nützliche Elektroautos vor. Aus Deutschland werden dazu fast nur Fahrzeuge bzw. Studien gezeigt die für das Segment „ganz Reich“ ausgelegt sind. Für den normalen Menschen findet man dazu aus Deutschland praktisch kein Angebot. Porsche stellte den Mission E vor und Audi den Prototyp e-tron. Wiedermal nur ein Prototyp aus dem VW-Konzern. Beide liegen im Preis, vermutlich, jenseits dessen was ein normaler Bürger bezahlen kann oder will. Einzig und alleine stellt Hyundai den Kona Elektro und Nissan den neuen Leaf Elektro vor. Diese Situation ist symptomatisch für die Deutsche Automobilindustrie. Alle Hersteller aus anderen Ländern bemühen sich zum Thema Elektromobilität einen Beitrag zu leisten, den auch normale Bürger sich leisten können und Sinn macht. Sicher gibt es auch in Deutschland Hersteller die da was bieten, zum Beispiel Opel mit dem Ampera-e. Alle anderen sind für den Alltag und im Preis-Leistungsverhältnis uninteressant bzw. Spielereien. Was nützen Autos wie der BMW i3, der SMART oder der e-Golf wenn sie nur eine Reichweite von 150 km haben und dann so viel kosten wie ein „grosser“ Benziner? Aber warum ist das so und warum ist das eine gefährliche Entwicklung?

Die Elektromobilität zusammen mit autonomen Fahren wird massiv Kosten senken

Elektromobilität, Energiepreise, Infrastruktur, Umweltschutz und autonomes Fahren und damit auch die Effizienz also Wettbewerbssituation der Wirtschaft hängen in Zukunft immer stärker zusammen. Wir alle wissen, wie oft wir morgens auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehen. Wie viel Zeit wir dabei verbrauchen, die wir anders nutzen könnten und die uns letztlich richtig Geld kostet. Im Stau läuft der Benzin- oder Diesel-Motor, damit wir es warm haben oder einfach weil wir zu faul sind den Motor abzustellen, wenn wir keine Stop-/Start-Automatik haben. Das Auto ist im Durchschnitt mit einer Person besetzt und belegt proportional sehr viel Platz auf der Strasse und dann später auf dem Parkplatz. Beides ist aber Mangelware und damit kostenintensive. Würde man die Standmiete auf der Fahrt zur Arbeit und die Parkplatzmiete real berechnen, so müsste jeder Autofahrer fast die Hälfte der Miete für seine Wohnung dazu bezahlen, damit er diesen Luxus leben kann. Genau so sieht es – ok, ein bisschen besser – in Zügen, Bussen und Trams aus. Entweder sind sie nur ein Drittel besetzt und es werden Kosten verschwendet oder die Züge sind überfüllt und damit ineffizient. Längst sind die aktuellen Infrastruktur-Systeme für die Mobilität zu einem veralteten, anachronistischen Monstrum verfallen. Es ist unflexible, teuer und anfällig. Ein Unfall, egal ob bei einem Zug oder Auto, behindert hunderte wenn nicht in Folge sogar tausende Menschen und verursache damit eine wirtschaftlichen Folgeschaden. Noch dazu zahlt jeder Autofahrer einen individuellen Einzelpreis für sein Auto, die Versicherung, den Service, Treibstoff und Reparaturen. Was wäre, wenn man auf das alles Mengenrabatt bekäme? Weil man sich mit anderen zusammen tut und viele Autos kauft, viele Autos versichert, viel Treibstoff kauft? Jeder weiss, dass dabei schnell Einsparungen von zehn, zwanzig oder mehr Prozent möglich sind. Genau das bieten autonom fahrende Fahrzeuge im Car-Pool.

Ein Elektroauto verbraucht ca. 10 kWh pro hundert Kilometer (Nissan Leaf, spritmonitor.de). Eine kWh kostet derzeit ca. 15 Rappen – oft ist das Laden sogar kostenlos. Das sind ca. 1.50 CHF auf 100 km! Ein vergleichbarer Benzinmotor verbraucht ca. 6 Liter Benzin zum Preis von 1.50 CHF pro Litter – also 9 CHF auf 100 km! Das ist 6 mal so viel. Selbst wenn man nun die Erbslie hin und her wälzt, bleibt ein enormes Einsparungspotential. Noch dazu hat das Elektroauto keine CO2 – Emissionen. Der Benzin- oder Diesel-Motor aber schon. Wer jetzt mit dem Argument kommt, ein Elektroauto verbraucht mehr Energie bei der Herstellung der sei auf den Artikel „Well to Wheel – should always include all energy“ verwiesen. In dem klar der Vorteil in der Ökobilanz zu Gunsten des Elektroautos dargestellt wird.

Ein Elektroauto besteht aus ca. 1’000 Teilen, ein Benzin- oder Dieselfahrzeug aus ca. 10’000 Teilen. Es ist naheliegend, dass damit ein Benzin- oder Dieselfahrzeug komplexer und damit teurer und anfälliger ist. Denn, viele Teile sind mechanischer Belastung ausgesetzt und verschleissen so schneller. Nicht so bei einem Elektroauto, ausser den Radlagern und ein paar Gelenken an der Lenkung ist nichts sonst starken mechanischen Belastungen ausgesetzt. Damit fallen Reparaturen und Wiederbeschaffungskosten in grossem Masse weg. Ein Elektroauto ist also praktisch wartungsfrei. Der Service kann sich auf ein Minimum reduzieren und in viel grösseren Zeitabständen durchgeführt werden.

Fazit – Die heutige Verkehrsinfrastruktur ist veraltet, ineffizient, unflexible und viel zu teuer. Sie kostet neben viel Geld auch viel Zeit. Elektroautos, besonders autonom fahrende bieten einen kostengünstigen Ausweg aus diesem Dilemma.

Mit dem richtigen Gesamtkonzept – Energiekosten senken

Die USA ist auf einem guten Weg durch Gesamtkonzepte mit Elektromobilität nicht nur Umweltführerschaft sondern auch Kostenführerschaft zu erreichen. Unternehmen in den USA bieten zunehmend Systeme an, die Solaranlagen auf den Dächern mit Speichereinheiten im Haus kombinieren. Und damit ihr Haus mit Strom und Heizung versorgen, ihr Elektroauto aufladen und sogar noch Reststrom in das Netz verkaufen können. Diese Häuser sind jetzt schon autark von einer öffentlichen Stromversorgung – also Selbstversorger in Bezug auf Strom. Dazu muss man wissen, dass in den USA ca. 80 % aller Menschen in eigenen Häusern leben, also auch die Gelegenheit haben, solche Systeme zu nutzen. Die modernen Solaranlagen sind heute so effizient, dass sie sogar bei schlechtem Wetter 100 % Aufladung für die Zwischenspeicher im Haus und den Batterien im Auto reichen. Aufgrund der Kostenstrukturen in den USA sind solche Anlage bereits für 20’000 bis 30’000 Dollar zu haben. Bei derzeitigen Strom- und Benzin-Kosten amortisieren sich diese Anlagen in zwei bis drei Jahren. Das ist überschaubar. Danach produziert das Haus seinen Strom selber und lädt sogar kostenlos das Auto auf. Mit dem Reststrom kann man sogar noch was dazu verdienen. Der Markt für diese Anlagen ist deshalb auch im stark steigenden Aufwärtstrend. Letztes Jahr wuchs er in den USA um über 10 %. Hält dieser Trend an und speisen immer mehr Hausbesitzer sogar Reststrom in die Netze, wird der Preis pro kWh stark fallen. Studien aus den USA zeigen, dass in den nächsten Jahren eine Preisreduktion auf bis zu 4 US-Cent pro kWh erreicht werden könnten. Ein Fünftel oder sogar ein Sechstel des Preises der in Europa gezahlt werden muss. Man kann sich leicht ausrechnen, was das für Kostenvorteile für Unternehmen mit grossen Flotten bedeutet. Also Techniker, Vertreter, Taxifahrer oder Autoverleih. Wenn sie denn auf Elektroautos umsteigen. Es ist müssig darüber zu spekulieren wie viel die Herstellung einer Batterie kostet – die ja eine Investition bedeutet -, wenn solche enormen, laufende Kosten eingespart werden können. Jeder der dabei mitmacht hat einen Wettbewerbsvorteil gegen andere die nicht daran teilnehmen.

Die USA verschafft sich so mit links eine positive Umweltbilanz

Gerade Europa und besonders Deutschland hat auf Umweltgipfeln und G8 oder G20 Treffen auf die Einhaltung und Erreichung von Umweltzielen gepocht. Gleichzeitig hat man den Handel mit CO2 – Zertifikaten eingeführt, mit dem sich ganze Länder aus der Verantwortung herauskaufen können. Manchmal hatte man fast den Eindruck, damit sollten verschiedene Länder insbesondere die USA und China erpresst werden. Witzig ist, dass sich im Zuge der Entwicklung um Elektromobilität, autonomen Fahren und Energieerzeugung das Blatt wendet. Sah Deutschland noch vor Jahren wie der Musterschüler aus, so verfällt es zunehmend auf untere Plätze, wogegen die USA und China, obwohl sie die grössten CO2-Produzenten sind besser dastehen als jemals zuvor. Der Flottenverbrauch der Deutschen Autoindustrie ist in diesem Jahr im Schnitt auf 146 g/km CO2 gestiegen obwohl sich Deutschland in der EU verpflichtet hat das Ziel von nur 90 g/km zu erreichen. Die Deutsche Autoindustrie entschuldigt sich mit dem Diesel-Skandal, den sie selber verursacht hat. Die rückläufigen Zulassungen von neuen Diesel-Fahrzeugen hätten den Durchschnitt versaut. Das wäre also nicht ihre Schuld.

Neben der dezentralen Energieerzeugung durch Solarstrom wird in den USA der massive Ausbau von Windkraft gefördert. Und zwar in anderen Dimensionen als in Europa. Der erzeugte Strom einer Windkraftanlage steigt proportional zu dem Umfang der Rotorblätter. Deshalb wollen US-Energieunternehmen diese in Zukunft so gross wie möglich bauen. Platz und Wind dazu haben sie genug. Zusammen mit dem Solarstrom wird die CO2 – Bilanz für die USA dadurch schnell positiv.

Autonom fahrende Elektroautos werden den Ausschlag geben

Wem die Sparpotentiale für Geld und CO2 durch die oben genannten Massnahmen noch nicht als Argument für Elektroautos reichen, der sollte sich über die Potentiale zur Kostensenkung durch autonom fahrende Elektroautos Gedanken machen. Tony Seba – ein führender Berater für „Disruptive Technology“ aus den USA – hat in Kalifornien ausgerechnet, dass alleine durch autonom fahrende Autos für den Individualverkehr in Los Angeles so viele Parkplätze eingespart werden können, wie eine Fläche die so gross ist wie San Francisco. Einfach weil man die Parkplätze nicht mehr braucht – autonom fahrende Autos fahren oder parken sich irgendwo ausserhalb.

Autonom fahrende Autos wird man bald mit einer App bestellen können, sie fahren einen dann dorthin wo man hin möchte. Danach steigt man aus und das Auto fährt zum nächsten Kunden. Ist keiner da, so parkt das Auto ausserhalb der Stadt, dort wo es keinen stört. KI (Künstliche Intelligenz) sorgt dafür, dass immer genug Autos auf den Strassen in der Stadt unterwegs sein werden, damit man nicht lange warten muss. Diese Autos fahren selbständig zum Aufladen, können Besorgungsfahrten machen oder wenn sie müssen zum Service in die Werkstatt. Denken Sie mal darüber nach wie viele Stellen dadurch überflüssig werden und wie viel Geld man dadurch einsparen kann? Taxifahrer, Busfahrer, Abschleppdienste, Straßenbahn Chauffeur, Zustelldienste, Zugführer, ja sogar Piloten. Gleichzeitig werden Staus, Luftverpestung und Lärm in den Städten verschwinden. Berechnungen zeigen, dass man durch autonom fahrende Autos nur noch ein Drittel so viele Autos benötigt, einfach weil sie viel effizienter eingesetzt werden können.

Abgastricks verursachen enorme Steuerausfälle

In Deutschland werden die Steuern für Autos nach Abgaswerten berechnet. Dabei spielt auch der CO2 – Ausstoss eine grosse Rolle. Wie eine Studie aus Deutschland zeigt, hat der Dieselskandal nicht nur den Autobesitzern und den Leidtragenden durch die vermehrten Abgase eine negative Bilanz geliefert sonder der Bundesregierung bzw. dem Staat enorme Steuerausfälle beschert. Wären die tatsächlichen CO2 – Werte der Diesel-Fahrzeuge in den Jahren 2010 bis 2016 als Grundlage verwendet worden um die Steuer zu berechnen, hätte der Deutsche Staat rund 4 Milliarden Euro mehr eingenommen. Rechnet man die grössten EU-Länder zusammen dann wäre es eine Summe von 46 Milliarden Euro die dort an Steuern mehr eingenommen worden wären. Man könnte auch sagen, der Steuerzahler wurde um diesen Betrag beschissen. Was hätte man damit alles finanzieren können? Man hätte vielleicht sogar Steuern senken können.

Die Verzögerungen bei der Einführung von Elektromobilität kostet die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen Industrie in Deutschland und Europa

Mobilität und Infrastruktur sind ein Kostenfaktor für jede Industrie. Ob Vertreter günstig zum Kunden kommen oder Arbeiter an ihren Arbeitsplatz. Man braucht sich nur einmal auf eine Autobahnbrücke stellen, den Verkehr beobachten und schätzen welches Fahrzeug im Auftrag eines Unternehmens oder geschäftlich unterwegs ist.

Clevere Unternehmen in Europa haben schnell auf Tesla-Fahrzeuge für ihre Flotte, ihren Aussendienst und ihre Vertreter gesetzt. Sogenannten Flottenkunden – also Unternehmen die viele Autos für ihre Unternehmen kaufen – können eine schnelle, einfache Rechnung machen, bei der Elektroautos wirtschaftlich immer gewinnen.

Ein fehlendes Angebot und eine fehlende Ladeinfrastruktur verhindert, dass alle Unternehmen die Fahrzeuge benötigen nicht so kostenorientiert arbeiten können, wie ihre Konkurrenz in den USA, China oder anderen Regionen, in denen die Vorteile bereits ausgenutzt werden. Dabei handelt es sich um laufende Kosten die jeden Tag anfallen. Die summieren sich Tag für Tag, Monat für Monat. Zeit in der die Konkurrenz jeden Tag einspart. Das wird sich auf die Kosten ihrer Produkte und Dienstleistungen auswirken.

Wer aufmerksam die Nachrichten verfolgt, weiss, dass immer mehr grosse Unternehmen Werke in Europa schliessen und in Asien, Süd-Amerika oder Afrika wieder aufbauen. Ein Grund ist die Kostensituation in Europa. In dem die Deutsche Autoindustrie die Einführung von Elektromobilität verhindert, sorgt sie indirekt für eine Beschleunigung dieses Vorgangs den man heute Globalisierung nennt.

Eine effiziente und kostengünstige Infrastruktur ist eine Grundlage für vernünftiges wirtschaftliches Handeln. Wenn ein Land oder eine Region nicht die Möglichkeiten nutzt, werden es die anderen tun und einen Vorteil daraus haben.

 

Fazit

  • Deutschland liegt schwer zurück bei der Einführung von Elektromobilität und autonomen Fahren
  • Elektromobilität und autonomes Fahren können enorme Kosteneinsparungen erreichen
  • Ein vernünftiges Gesamtkonzept lässt die Energiekosten purzeln und sorgt für weniger Emissionen
  • In den USA rechnet man deshalb in den nächsten fünf Jahren mit einem Strompreis bei 4 Cent/kWh
  • Diese Konzepte sorgen noch dazu für eine dezentrale Energieversorgung mit automatisch niedrigem Preis
  • Die Monopole durch Konzerne und Politik werden verschwinden
  • Die Kombination von Elektromobilität und autonomen Fahren bieten enorme Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen für die Infrastruktur aller
  • Wir haben eine globale Wettbewerbssituation in der jeder Marktteilnehmer Kostenvorteile nutzt
  • Wer zu letzt kommt, den bestraft das Leben
  • Alleine der Abgasskandal, durch Deutsche Autobauer verursacht, hat zig Milliarden Schaden in Europa verursacht
  • Jedem muss klar sein, wer diese Zeche bezahlt – der kleine Mann, viele Arbeitslose und die Umwelt

 

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