• Home
  • Stellantis’ Grossoffensive in den USA: Strategische Neuausrichtung mit enormem Kapital
Stellantis goes USA

Stellantis’ Grossoffensive in den USA: Strategische Neuausrichtung mit enormem Kapital

Überblick und Kernziele

Stellantis, eines der weltweit grössten Automobilunternehmen, hat am 14. Oktober 2025 angekündigt, 13 Milliarden US-Dollar (ca. 11,2 Mrd. Euro) in die Erweiterung seiner Produktionskapazitäten in den Vereinigten Staaten zu investieren.

Die Investition hat mehrere Ziele:

  • Steigerung der US-Fahrzeugproduktion um 50 % gegenüber dem aktuellen Niveau in den nächsten vier Jahren.
  • Einführung von fünf neuen Fahrzeugmodellen in wichtigen Segmenten.
  • Durchführung von 19 Produktaktualisierungen bzw. Modellüberarbeitungen in den verschiedenen Montagewerken der USA bis 2029.
  • Schaffung von mehr als 5.000 neuen Arbeitsplätzen in Montagewerken und Motorenproduktion in Illinois, Ohio, Michigan und Indiana.

Diese Grossinvestition ist laut Stellantis „die grösste Einzelinvestition in der 100-jährigen US-Geschichte“ des Unternehmens.

Werksspezifische Massnahmen und Produkte

Die Investitionen verteilen sich auf mehrere Werke und Produktlinien:

WerkstandortGeplante MassnahmeProdukte / AufgabeErwartete Wirkung
Belvidere, IllinoisWiedereröffnung des Montagewerks (seit 2023 stillgelegt)Produktion von zwei neuen Jeep®-Modellen (Cherokee und Compass) ab etwa 2027Rückverlagerung von Produktion, Schaffung von ca. 3.300 Arbeitsplätzen, Stärkung der Jeep-Marke in den USA.
Toledo, OhioVerlagerung einer geplanten Truck-Produktion + UpgradesNeuer mittelgrosser Truck, auch bestehende Modelle Jeep Wrangler und Gladiator erhalten Produktupdates und neue Komponenten.
Warren, MichiganProduktionsausweitung & ModellneuentwicklungEin grosses SUV mit Range Extender (REEV) und Verbrennungsmotor wird dort produziert. Ausbau der Fertigungskapazitäten.
Detroit Assembly Complex (Jefferson), MichiganInvestition zur Neuentwicklung und -produktionNeuauflage des Dodge Durango (ab etwa 2029) soll dort entstehen.
Kokomo, IndianaMotorenproduktion & KomponentenProduktion des neuen 4-Zylinder-Motors „GMET4 EVO“.

Zusätzlich zu diesen Plänen enthalten sind Modernisierungen älterer Werke, Upgrades der Antriebsstränge und Lieferantennetzwerke sowie beträchtliche Mittel für Forschung und Entwicklung.

Kontext: Warum jetzt? Herausforderungen und Chancen

Rückgang der Marktposition & verkaufstechnische Probleme

In den letzten Jahren hat Stellantis mit rückläufigem Absatz, sinkender Marktanteile und Problemen im Händlernetzwerk zu kämpfen gehabt:

  • Stellantis’ US-Verkaufszahlen sanken 2024 um etwa 15 % gegenüber 2023.
  • Der Marktanteil in den USA fiel zwischen 2019 und 2023 von etwa 12,6 % auf ca. 9,6 %.
  • Die Lagerbestände bei den US-Händlern wurden über Monate hinweg aufgebaut; eine drastische Reduktion wurde angestrebt und teils umgesetzt.

Diese Entwicklung stellt eine ernste Gefahr dar, da Verlust an Marktanteilen und starke Wettbewerbssituationen insbesondere bei SUVs, Trucks, elektrifizierten Modellen und durch ausländische Hersteller zunehmen. Konzentration auf Effizienz, Kostenkontrolle und lokale Produktion wird daher essenziell.

Stellantis goes USA
Stellantis goes USA

Handelspolitik, Zölle und Regulatorik

Ein treibender Faktor hinter der Neuausrichtung ist die Handelspolitik der USA:

  • Importzölle auf Fahrzeuge, die ausserhalb der USA produziert werden, können erhebliche Kosten verursachen. Stellantis importiert derzeit einen nicht unerheblichen Teil seiner Fahrzeuge, womit Zölle die Margen belasten.
  • Zudem wurden staatliche Anreize für Elektrofahrzeuge neu geregelt: Manche Steuervergünstigungen liefen aus, was den Druck erhöht, Modelle stärker lokal zu fertigen und emissionsarme Fahrzeuge attraktiver anzubieten.

Diese Faktoren machen eine stärkere lokale Fertigung nicht nur strategisch sinnvoll, sondern zunehmend betriebswirtschaftlich notwendig.

Elektromobilität, Antriebswandel und Stellantis’ Strategie

Stellantis verfolgt wie viele Automobilhersteller weltweit einen Weg hin zu mehr Elektrifizierung, Software und Nachhaltigkeit. Einige Eckpfeiler:

  • Die Anstrengungen zur Bereitstellung von Ladeinfrastruktur in den USA werden intensiviert, etwa durch Kooperationen mit Dienstleistern wie AGI, um die Händlernetze EV-ready zu machen.
  • Stellantis hat sich im Rahmen seiner Roadmap „Dare Forward 2030“ verpflichtet, den Anteil batterieelektrischer (BEV) bzw. elektrifizierter Fahrzeuge stark zu erhöhen. Zielgrössen für den Anteil von elektrifizierten Fahrzeugen (BEV + PHEV) sind insbesondere in Nordamerika.
  • Forschung & Entwicklung wird in neue Technologien investiert, z. B. in Batterien (Lithium-Schwefel-Akkus in Kooperation mit Zeta Energy) sowie verbesserte Effizienz bei Antriebssträngen und Motoren.

Trotz dieser Initiativen zeigt sich, dass ein Teil der neuen Fahrzeugprogramme weiterhin auf traditionelle Verbrennungsmotoren und Hybride oder Range-Extender ausgelegt ist. Dies reflektiert die aktuelle Marktnachfrage in den USA sowie die Notwendigkeit, Umsatz und Produktionskapazitäten zu sichern, während der Übergang zu emissionsärmeren Fahrzeugen erfolgt.

Finanzielle Auswirkungen und Risiken

Eine der zentralen Fragen ist, wie diese umfassende Investition die finanzielle Lage von Stellantis beeinflusst:

  • In der ersten Jahreshälfte 2025 berichtete das Unternehmen einen Nettoverlust von ca. 2,3 Milliarden Euro und einen stark verminderten betrieblichen Gewinn.
  • Die Liquidität und Effizienz werden somit besonders wichtig, um kurzfristige Verluste zu begrenzen. Stellantis zielt mittelfristig auf nachhaltige, zweistellige operative Marge – mindestens in einigen Segmenten.
  • Die Kapazitätsauslastung in den US-Werken ist gegenwärtig nicht optimal; ineffizient genutzte Werke verursachen Fixkosten, die bei geringer Auslastung die Wirtschaftlichkeit belasten.

Auch Partner- und Lieferantenstrukturen, Zulieferketten (insbesondere für Batteriezellen, seltene Rohstoffe etc.) sowie die Anpassung der Produktionsprozesse an neue Technologien (EVs, Range Extender, Hybride) sind mit Unsicherheiten behaftet.

Marktprognose: Wohin steuert Stellantis in den USA?

Aus den vorhandenen Daten und Entwicklungen lassen sich einige plausible Szenarien ableiten:

  • Wenn die Investitionen erfolgreich umgesetzt werden und die neuen Arbeiten – etwa in Belvidere, Toledo, Warren etc. – wie geplant anlaufen, könnte sich Stellantis’ Produktions- und Absatzbasis in den USA deutlich stabilisieren oder sogar wachsen.
  • Durch Lokalisierung der Produktion lassen sich Zölle und Transportkosten reduzieren, was sowohl Wettbewerbsfähigkeit als auch Margen stärkt.
  • Gleichzeitig wird der Anteil von elektrifizierten Fahrzeugen und emissionsarmeren Modellen (Hybride, REEV etc.) zunehmen, ohne dass die klassischen Segmente wie Trucks und grosse SUVs in absehbarer Zeit verschwinden – eher wird ein Portfolio-Mix angestrebt.
  • Die Herausforderung liegt darin, dass Stellantis in vielen Marktsegmenten Konkurrenzdruck von Herstellern hat, die entweder schon sehr stark lokal produziert werden (Ford, GM) oder die besonders im EV-Bereich aggressive Strategien fahren (Tesla, asiatische Hersteller).

Einordnung im Vergleich zur Branche

Zum besseren Verständnis hier einige Zahlen im Vergleich mit Konkurrenzunternehmen und dem Markt:

KennzahlStellantis Situation / ZielVergleich / Benchmark
Marktanteil USA (2023)ca. 9,6 %GM ca. 17-18 %, Toyota ca. 14-15 %
Wachstum der Fahrzeugproduktion+50 % Ziel über vier JahreSehr ambitioniert im Vergleich zur stagnierenden Gesamtmarktnachfrage US-Autoindustrie
Anteil elektrifizierter Fahrzeuge (LEV / BEV / PHEV) bis 2030Erwartet über 40 % in den USA (für Pkw und leichte Trucks)Andere Hersteller wie GM, Ford setzen ebenfalls stark auf EVs, Zielvorgaben je nachdem staatliche Regulierung und Verbraucherverhalten

Schlussbetrachtung: Bedeutung und Ausblick

Die Ankündigung von Stellantis, 13 Milliarden US-Dollar zu investieren, markiert zweifelsohne einen strategischen Wendepunkt. Sie signalisiert, dass der Konzern erkannt hat, wie wichtig lokale Produktion, schnelle Anpassung auf Regulierungen, Effizienz und eine diversifizierte Produktpalette sind – insbesondere in einem Markt wie den USA, in dem:

  • Verbrauchervorlieben stark von Trucks, SUVs und zunehmend auch von elektrifizierten Modellen bestimmt sind,
  • staatliche Rahmenbedingungen (Zölle, EV-Anreize, Emissionsvorschriften) erheblichen Einfluss haben,
  • globale Lieferkettenprobleme und Rohstoffkosten eine Rolle spielen.

Vieles hängt davon ab, wie schnell und effektiv Stellantis seine Werke umrüstet, wie effizient neue Modelle eingeführt werden können und ob die Investitionen nicht nur in Quantität, sondern auch in Qualität und technologische Wettkampffähigkeit münden.

Wenn alles gelingt, könnte Stellantis seine Marktposition nachhaltig stabilisieren, die Marge verbessern und sich als ernstzunehmender Wettbewerber in allen grossen US-Automobilsegmenten behaupten – von Trucks über SUVs bis hin zur Elektromobilität. Gelingt dies nicht, drohen fortgesetzte Marktverluste, Margin-Druck und Schwierigkeiten, die hohen Kapitalaufwendungen zu rechtfertigen.

Quellen

  • Stellantis Pressemitteilung „Stellantis to Invest $13 Billion to Grow in the United States.“ (14. Oktober 2025)
  • Reuters: „Stellantis to invest $13 billion in the United States“ (14. Oktober 2025)
  • The Financial Times: Bericht über Stellantis US-Investition und Strategie im Licht von Zöllen und Wettbewerb
  • CNBC: Analysen zu Stellantis’ US-Marktanteil, Rückgängen und Strategie für 2025
  • Stellantis Quarterly / Commercial Highlights Q3 2024: Verkaufszahlen, Lagerbestände, Marktanteile
  • Weitere Quellen zu Elektromobilitätsstrategie, Batteriepartnerschaften (z. B. Lithium-Schwefel Protokoll), CAE-Strategien etc.

Dieser Text auf carmart.ch wurde von der Gordian Hense, Oftringen, Schweiz, erstellt und zur Verfügung gestellt. Das Copyright für diesen Text liegt bei der Gordian Hense, Oftringen, Schweiz. Gordian Hense bietet Dienstleistungen in den Bereichen Copywriting, Content-Erstellung, SEO und mehr an. Bei Interesse an diesem Text oder der Erstellung hochwertiger Inhalte wenden Sie sich bitte an Gordian Hense in Oftringen (siehe auch Impressum).

Dein Kommentar