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Quo vadis Autoindustrie / Autohandel?

Am 20. November 2024 wurde im renommierten „Kaufleuten“ in Zürich der AutoScout24 Award 2024 für die Schweiz verliehen. Unter dem Titel „Eine Gala für Innovation und Qualität in der Automobilbranche“ berichteten wir über dieses besondere Event. Zum ersten Mal wurden in der Schweiz Autohändler ausgezeichnet, die durch herausragende Leistungen in ihrem Fachbereich überzeugten.

Ein Highlight der Veranstaltung war die Präsentation von Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, Deutschland, mit dem Titel: „Lost in Transformation? Thesen zur Transformation der Automobilwirtschaft“.

In seinem Vortrag beleuchtete Prof. Dr. Bratzel die aktuellen Herausforderungen, Hintergründe und zukünftigen Entwicklungen der Automobilbranche und präsentierte dabei Erkenntnisse, die in dieser Tiefe und Perspektive selten zu finden sind. Besonders für die Zielgruppe der Autohändler eröffnen sich daraus zwangsläufig neue Handlungsfelder und Geschäftsmöglichkeiten.

In diesem Artikel werde ich die zentralen Themen und Aussagen aus der Präsentation aufgreifen, sie mit zusätzlichen Fakten untermauern und versuchen, sie anschaulich und praxisnah darzustellen.

Die neuen Universen der Mobilität

Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, Deutschland.
Bild: Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, Deutschland.

Wandel von reinem Autoherstellern zu Multi-System-Unternehmen

Rund um die Autohersteller entsteht ein neues Ökosystem von Akteuren, die mit ihren innovativen Dienstleistungen zunehmend die Marktführung übernehmen werden.

Connectivity Universe

Autos sind längst mehr als blosse Transportmittel für Menschen und Güter. Moderne Multimedia-Systeme bieten eine Vielzahl von Funktionen: Filme schauen, Computerspiele spielen, Musik streamen, per Freisprecheinrichtung telefonieren, Podcasts hören, Videokonferenzen abhalten oder im Internet surfen – alles direkt im Fahrzeug. Dadurch entwickeln sich Autos zunehmend zu Erlebnis- und Aufenthaltsräumen, unabhängig von der Fahrt.

Dieser Markt, oft als „Connectivity Universe“ bezeichnet, existiert bereits ausserhalb der Automobilwelt und wird von globalen Tech-Giganten wie Apple, Meta, Alphabet, Microsoft, Amazon, Tencent und anderen dominiert. Diese Unternehmen bieten Dienste an, die sich problemlos auch in Fahrzeugen integrieren lassen. Bisher entscheiden die Autohersteller, welche Services in ihren Fahrzeugen verfügbar sind. In Zukunft könnten jedoch spezialisierte Service-Anbieter mit universell einsetzbaren Modulen den Markt bestimmen. Dabei würde ihr Fokus auf dem direkten Mehrwert für Endkunden liegen.

Prof. Dr. Bratzel ordnet sogar den Bereich des autonomen Fahrens in dieses „Connectivity Universe“ ein. Ich bin jedoch überzeugt, dass sicherheitsrelevante Aspekte weiterhin in der Verantwortung der Autohersteller bleiben werden, da sie eine zentrale Rolle als Unique Selling Proposition (USP) spielen und zudem rechtliche Anforderungen erfüllen müssen. Dennoch drängen auch Unternehmen aus der Software- und Entertainment-Branche in diesen Bereich – ein Beispiel ist Googles Waymo.

Die hohe Marktkapitalisierung der Tech-Giganten im Vergleich zu klassischen Autobauern macht es denkbar, dass eines dieser Unternehmen einen Automobilhersteller übernimmt, um sich einen festen Platz im Markt der digitalisierten und vernetzten Mobilität zu sichern – und ihn möglicherweise sogar zu dominieren.

Mobility – Provider Universe

Ein wachsendes Marktsegment bilden Car-Sharing-, Ride-Hailing- und andere Mobilitätsanbieter, die softwarebasierte Internet-Mobilitätslösungen oder Car-on-Demand-Dienste bereitstellen. In diesem Modell ist das Auto lediglich ein Mittel zum Zweck: Es bringt den Fahrgast von A nach B. Bekannte Akteure wie Uber, Didi Chuxing, Lyft und Ola streben danach, ganze Reiseerlebnisse anzubieten, bei denen das Auto nur dort eingesetzt wird, wo es notwendig und sinnvoll ist.

Ein Beispiel ist Didi Chuxing, das solche Lösungen in China und weltweit anbietet. Über eine App kann eine Reise von der Haustür bis zur Zieladresse gebucht werden. Didi koordiniert dabei die gesamte Strecke und kombiniert verschiedene Transportmittel nahtlos. Ob das Auto autonom fährt oder nicht, ist lediglich eine Spezifikation der Reise – wichtig ist jedoch der Preis, da dieser die Gesamtkosten der Reise massgeblich beeinflusst. Diese Anbieter setzen auf wettbewerbsfähige und preisorientierte Lösungen, die den gesamten Reiseprozess abdecken.

Eine Zwischenstufe dieses Marktes stellen Auto-Abonnements dar, bei denen Nutzer ein Fahrzeug aus einem Katalog auswählen und gegen eine monatliche Gebühr nutzen können – Beispiele hierfür sind Astara Move, Carvolution oder einfache Car-Sharing-Modelle.

Mit Blick auf die zunehmende Globalisierung ist es denkbar, dass es zu einer starken Konsolidierung innerhalb dieser Branche kommt. Langfristig könnte das gesamte Mobility-Provider-Universum in das breitere „Connectivity Universe“ integriert werden. Diese Verschmelzung wäre eine logische Entwicklung, da grosse Tech-Unternehmen mit ihrer Marktmacht kleinere Mobilitätsanbieter leicht übernehmen und deren Dienste in ihre umfassenden Ökosysteme einbinden könnten.

Car Manufacturer Universe

Die klassischen Autohersteller werden weiterhin existieren, jedoch eine tiefgreifende strukturelle Transformation durchlaufen. Tesla dient dabei als Vorbild, dem andere zunehmend folgen. Zukünftig werden Autos für neue Zielgruppen und Interessengruppen entwickelt, die es in dieser Form bislang nicht gab. Der Erfolg wird nicht mehr allein von traditionellen Faktoren abhängen, sondern durch Innovationen und die Anpassung an veränderte Anforderungen bestimmt.

Der Boom der E-Autos führt dazu, dass nahezu jedes Unternehmen mit Elektronikexpertise in der Lage ist, Fahrzeuge zu produzieren. Besonders in China zeigt sich dieser Trend deutlich: Unternehmen wie Xiaomi, die ursprünglich Unterhaltungselektronik herstellen, verkaufen nun erfolgreich E-Autos. Neue Zielgruppen gehen über klassische Käufer hinaus und umfassen unter anderem Mobility-Provider, Bahn- und Fluggesellschaften, die ihre Dienste durch autonome Fahrzeuge erweitern möchten, Taxi-Unternehmen, Logistikdienstleister wie UPS und DHL, Flottenbetreiber sowie Händler wie Amazon, die beispielsweise mit Rivian in die „letzte Meile“-Zustellung investieren.

Auch die Vertriebs- und Serviceinfrastruktur der Autohersteller wird sich drastisch wandeln. Der Verkauf wird zunehmend direkt über das Internet erfolgen, wodurch traditionelle Händler ihre Rolle überdenken müssen. E-Autos sind wartungsarm und benötigen nur wenige Service-Punkte, was die Bedeutung klassischer Werkstätten reduziert. Gleichzeitig eröffnen sich durch autonome Fahrzeuge neue Geschäftsmodelle, in die klassische Händler möglicherweise expandieren könnten.

Die Herstellung von Autos wird ebenfalls revolutioniert. Die Schlüsselkomponenten sind heute die Batterie, Software und KI-gestützte Datensysteme. Erfolgreiche Hersteller werden Allianzen schmieden, neue Kompetenzen entwickeln und massiv in Forschung und Entwicklung investieren müssen – ein Bereich, der bei traditionellen Unternehmen oft weniger ausgeprägt war. Neue Player haben hierbei einen Vorteil, da sie auf der „grünen Wiese“ ohne Altlasten starten können, während alteingesessene Hersteller ihre Prozesse mühsam umstellen müssen. Dies verschärft den Wettbewerb erheblich.

Einige traditionelle Hersteller könnten Insolvenz anmelden oder von anderen aufgekauft werden und in neuen Strukturen aufgehen. Besonders in Europa ist dieser Wandel derzeit rasant sichtbar. Die Branche erlebt eine grundlegende Zerlegung, bei der die wertvollsten Teile – wie Know-how oder Technologie – häufig in die USA oder nach Asien abwandern, in der Hoffnung, dort überlebensfähig zu bleiben.

Transformation der Automobilindustrie

Prof. Dr. Bratzels Matrix zu den Herausforderungen der Automobilbranche

Prof. Dr. Bratzel unterteilt die neuen Herausforderungen der Automobilbranche in eine Matrix, die vier zentrale Bereiche umfasst:

Connected CarAutonomes FahrenSharing / HailingE-Mobilität
Kompetenzen

X

X

X

X

KooperationenXXXX
UnternehmenskulturXXXX
OrganisationXXXX

Die Innovationsfähigkeit der Marktteilnehmer an den Schnittpunkten dieser Matrix entscheidet massgeblich darüber, wer sich in diesem hochkompetitiven Umfeld durchsetzen kann. Derzeit entwickeln rund 30 OEMs (Hersteller) mit etwa 100 Marken jährlich rund 20.000 Innovationen (Patente). China führt dabei seit 2021 mit einem Anteil von rund 45 % aller Innovationen, gefolgt von Deutschland mit 30 % und den USA mit 11 %. Der verbleibende Anteil entfällt auf Europa, Japan, Südkorea und Indien.

Die Innovationskraft deutscher Unternehmen nimmt jedoch ab, während China nicht nur bei Innovationen, sondern auch bei Rohstoffen, Effizienz und Kosten zunehmend dominiert. Diese Kombination verschafft chinesischen Autoherstellern eine äusserst starke Marktposition.

Chinas Plan zur Wertschöpfung und globalen Dominanz

China hat einen umfassenden Zehnjahresplan zur Optimierung seiner Wertschöpfungsketten verabschiedet, mit dem Ziel, die Margen in der Produktion deutlich zu steigern. Während das Land früher vorwiegend Bauteile exportierte und dabei nur einen kleinen Teil der Wertschöpfung erzielte, liegt der Fokus nun darauf, fertige Produkte wie komplette Autos selbst herzustellen und weltweit zu exportieren. Dies ermöglicht eine erhebliche Steigerung der Gewinnmargen.

Der Plan sieht eine Steigerung der inländischen Wertschöpfung um 25 % vor – ein Anteil, der Herstellern in Europa und den USA entzogen wird. Dabei geht es um Milliarden USD. Diese Entwicklung verschärft den Wettbewerb in der Automobilbranche dramatisch. Besonders Europa steht vor grossen Herausforderungen, da es oft an Flexibilität und Bereitschaft mangelt, auf diese Veränderungen zu reagieren. Viele Unternehmen könnten deshalb abwandern.

Marktanteile und Wachstumsdynamik bei E-Autos

China führt den globalen Markt für E-Autos mit einem Anteil von 54 % aller Neuzulassungen an – mit stark steigender Tendenz. Europa folgt mit sinkenden Zahlen, während die USA das Schlusslicht bilden und geringe sowie stagnierende Wachstumsprognosen aufweisen. Weltweit wächst der Markt für E-Autos jährlich um rund 30 %, wobei sich das Wachstum langsam stabilisiert.

Die Automobilindustrie steht vor einer fundamentalen Transformation, die von Innovationen, Effizienz und globalen Wertschöpfungsketten geprägt ist. China positioniert sich als dominierender Akteur, während andere Regionen, insbesondere Europa, unter Druck geraten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Die Branche steuert auf einen beispiellos intensiven Wettbewerb zu.

China dominiert die Welt

China dominiert den weltweiten Automarkt im Jahr 2024 mit einem Marktanteil von 52 % und einer weiterhin stark wachsenden Dynamik. Deutschland folgt mit 21 %, jedoch mit deutlich abnehmender Tendenz. Dahinter rangieren Japan mit 15 %, die USA mit 6,5 %, Südkorea mit 1,0 % und Frankreich mit 0,3 %. Besonders bemerkenswert ist der drastische Rückgang der Marktanteile europäischer Länder, die insgesamt stark sinken.

Gewinne für Europäer brechen ein

Noch dramatischer gestaltet sich die Entwicklung der Betriebsergebnisse. Das VW-Joint-Venture in China verzeichnete einen Rückgang des Gewinns von 4,6 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf 2,6 Milliarden Euro im Jahr 2023. Im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich 0,8 Milliarden Euro erwirtschaftet, sodass VW froh sein kann, wenn der Gewinn in China im gesamten Jahr 2024 überhaupt die Marke von 2 Milliarden Euro erreicht.

Exporte der Chinesen boomen

Seit 2023 ist China weltweit die Nummer 1 unter den Autoexportländern – vor allem dank der steigenden Nachfrage nach E-Autos. Mit 4,14 Millionen exportierten Fahrzeugen liegt China vor Japan (3,98 Millionen) und Deutschland (3,11 Millionen). Der Trend für China zeigt eine stark wachsende Dynamik. Interessanterweise spielt Tesla dabei eine Schlüsselrolle: Rund 5 % aller chinesischen Autoexporte entfallen auf das Unternehmen, das so maßgeblich zu Chinas Erfolg beiträgt.

Absatzzahlen in Europa durch Deutschland getrübt

In Europa erleben E-Autos einen Boom, insbesondere in Ländern wie England, Spanien, Frankreich und Italien. Frankreich und England führen bei den Marktanteilen von BEVs (Battery Electric Vehicles) in Europa. Absolut liegt Deutschland jedoch vorn, mit 276.390 neu zugelassenen E-Autos.

Die insgesamt positive Entwicklung in Europa wird jedoch durch Rückschläge in Deutschland und einigen kleineren osteuropäischen Ländern getrübt. Besonders bemerkenswert ist der Rückgang in Deutschland, wo die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos zwischen 2023 und 2024 um 29 % gesunken ist – ein deutlicher Gegensatz zum positiven Gesamttrend in Europa.

Erfolgsfaktoren: Innovationsstärke, Kosten, Flexibilität und Wertschöpfungstiefe

Die Zukunft der Automobilindustrie wird durch entscheidende Faktoren wie Innovationsstärke, Kostenmanagement, Flexibilität und die Wertschöpfungstiefe bestimmt. Dabei sind vor allem Battery Electric Vehicles (BEVs) und die darin integrierten Innovationen die wesentlichen Treiber des Erfolgs.

Tesla und BYD dominieren den Markt
Tesla und BYD setzen Massstäbe und führen den Markt an, während die VW-Gruppe, Geely und SAIC dicht folgen. Gleichzeitig betreten neue Akteure aus branchenfremden Bereichen die Bühne, die mit innovativen Ansätzen und Technologien die Dynamik der Branche verändern. Ein Beispiel ist Xiaomi mit dem SU7, das zeigt, wie Innovationen aus der Unterhaltungselektronik erfolgreich in die Automobilindustrie integriert werden können. Es ist zu erwarten, dass solche Quereinsteiger in den kommenden Jahren für Überraschungen sorgen und den Markt mit frischen Ansätzen aufmischen.

Wertschöpfungstiefe und Kosten als entscheidende Faktoren
Der wichtigste Erfolgsfaktor bleibt jedoch die Wertschöpfungstiefe in Kombination mit einer effektiven Kostenkontrolle. Traditionell setzten Autohersteller auf eine geringe Wertschöpfungstiefe, indem sie zahlreiche Zulieferer einbanden und die Montage als lukrativsten Teil des Produktionsprozesses nutzten. Diese Strategie zeigt sich heute als kritisch:

  • Hersteller haben wenig Einfluss auf die Kosten und Innovationen der Zulieferteile.
  • Im globalen Markt, der durch geopolitische Spannungen geprägt ist, wird diese Abhängigkeit zu einem erheblichen Risiko.

Europäische Autohersteller spüren die Konsequenzen dieser Strategie besonders stark. Sie kämpfen mit hohen Kosten und mangelnder Flexibilität, was sie gegenüber asiatischen und amerikanischen Wettbewerbern ins Hintertreffen geraten lässt.

Die Automobilbranche steht vor einem fundamentalen Wandel. Die Fähigkeit, Innovationen zu integrieren, Kosten zu kontrollieren und die Wertschöpfungstiefe zu erhöhen, wird darüber entscheiden, wer langfristig erfolgreich sein wird. Marken wie Tesla und BYD haben diesen Wandel bereits gemeistert, während traditionelle Hersteller und neue Player ihren Platz in dieser neuen Landschaft erst noch finden müssen.

Fertigungstiefe
BYDChina77 %
TeslaUSA73 %
VolkswagenDeutschland34 %

Kostenvorteile und Branchen-Benchmark: Tesla und BYD setzen Massstäbe
Tesla und BYD profitieren von einem signifikanten Kostenvorteil gegenüber traditionellen Herstellern wie Volkswagen, insbesondere durch ihre höhere Fertigungstiefe. Der Unterschied beträgt aktuell rund 25 %. Hinzu kommt die zukünftige Kostenentwicklung, bei der Tesla als Branchen-Benchmark gilt. Das Unternehmen plant, beim Model 2, das für 2025 erwartet wird, eine Kostensenkung von 50 % im Vergleich zu bestehenden Modellen zu erreichen. Diese Einsparungen werden auch in die Produktion der älteren Modelle einfließen. Selbst für BYD, das in der Branche für seine Effizienz bekannt ist, stellt dies eine enorme Herausforderung dar.

Attraktive Preisgestaltung: Das Model 2 als Gamechanger
Der aktuelle Basispreis eines Tesla Model 3 liegt in den USA bei 29.990 USD (ca. 26.400 CHF oder 28.333 EUR). Das geplante Model 2 wird voraussichtlich zwischen 18.000 und 22.000 USD kosten und dabei eine höhere Reichweite von über 500 Meilen (ca. 805 km) sowie autonomes Fahren bieten. Diese Preis-Leistungs-Verhältnisse sind wegweisend und setzen neue Maßstäbe in der Branche.

Erfolgsfaktoren: Innovation, Effizienz und Digitalisierung
Die Kombination aus E-Mobilität, Digitalisierung und Kosteneffizienz hat diese Entwicklung möglich gemacht. Tesla vereint Innovation, Flexibilität, Geschwindigkeit sowie die Beherrschung von Rohstoffen, Software und KI auf einzigartige Weise. Diese Erfolgsfaktoren machen das Unternehmen derzeit unangefochten in der Automobilbranche. BYD steht zwar dicht dahinter, jedoch bleibt Tesla mit seiner Effizienz und seiner strategischen Ausrichtung auf Kostensenkung und Innovation der Massstab, an dem sich die gesamte Branche orientieren muss.

BYD Sealion 7 - Multimedia System mit drehbarem Monitor
BYD Sealion 7 – Multimedia System mit drehbarem Monitor

Neuer Kundennutzen als Schlüsselfaktor für den Erfolg

Neben technischen Innovationen und Kostenoptimierung gewinnt der Kundennutzen zunehmend an Bedeutung. Hersteller müssen Lösungen bieten, die das Nutzererlebnis verbessern und echte Mehrwerte schaffen. Hier sind vier zentrale Aspekte, die den neuen Kundennutzen definieren:

Enable Charging: Ein zuverlässiges Ladenetzwerk als Grundvoraussetzung

Tesla hebt sich durch sein eigenes, flächendeckendes Ladenetzwerk deutlich von der Konkurrenz ab.

  • Komfortable Nutzung: Tesla-Fahrer müssen nicht lange nach einer Ladesäule suchen, da diese direkt im Navigationssystem angezeigt werden. Die hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Supercharger machen das Laden problemlos.
  • Kontrast zur Konkurrenz: Im Gegensatz dazu kämpfen andere Hersteller mit unzuverlässigen Ladestationen, unzureichender Infrastruktur und Kompatibilitätsproblemen – ein klarer Nachteil für die Kern-Usability von E-Autos.

Minimize Cost: Kosteneffizientes Laden durch Skaleneffekte

Tesla erzielt durch seine Supercharger nicht nur eine flächendeckende Versorgung, sondern bietet auch preisliche Vorteile:

  • Günstigere Stromkosten: Als Grossabnehmer kann Tesla attraktive Tarife anbieten, die direkt an die Kunden weitergegeben werden.
  • Zuverlässige Software: Die reibungslose Funktionalität der Ladesoftware minimiert Störungen und Wartezeiten. Dies setzt neue Standards in der Branche, während viele Wettbewerber hier Schwächen zeigen.

Realize Value: „Smart Charging“ und bidirektionales Laden als Gamechanger

Die Integration von E-Autos ins Stromnetz (Vehicle-Grid-Integration, VGI) bietet einen erheblichen Mehrwert und erschliesst neue Möglichkeiten:

  • V2H (Vehicle-to-Home): Fahrzeuge können die eigene Solaranlage optimal nutzen, um überschüssigen Strom zu speichern und für das Laden zu verwenden.
  • V2G (Vehicle-to-Grid): Besitzer können Strom aus ihrer Fahrzeugbatterie bei hohen Netzpreisen verkaufen und bei niedrigen Preisen wieder laden, was Kosten spart und das Stromnetz stabilisiert.
  • Energieautarkie: In Kombination mit Solaranlagen und stationären Batteriespeichern im Haus wird die Abhängigkeit vom öffentlichen Netz reduziert – Stromausfälle gehören der Vergangenheit an.
  • Flottenmanagement: Unternehmen wie DHL oder UPS nutzen „Swarm Management“, um Flotten zentral zu steuern, Updates auszurollen und Ladeprozesse zu optimieren. Dies reduziert Kosten und verbessert die Effizienz, insbesondere bei nächtlichem Laden.

Software und Entertainment: Mobilität als Erlebnisraum

Die zunehmende Integration von Software und Entertainment revolutioniert das Fahrzeugerlebnis:

  • Autonome Fahrzeuge als Entertainment-Hub: Passagiere können Filme ansehen, Computerspiele spielen oder vernetzte Anwendungen nutzen. Diese Entwicklungen eröffnen riesige Märkte für Autohersteller, Softwareunternehmen und die Entertainment-Branche.
  • Fahrende Büros: Rollende Workspaces mit Office-Software ermöglichen produktives Arbeiten während der Fahrt – eine besonders attraktive Option für Berufspendler und Unternehmen.
  • Personalisierung und E-Commerce: Dienste wie Amazon können personalisierte Lösungen für Fahrzeuge anbieten, die das Kundenerlebnis individualisieren und neue Umsatzpotenziale schaffen.

Der neue Kundennutzen geht weit über traditionelle Fahrzeugfunktionen hinaus. Aspekte wie zuverlässiges Laden, Kosteneffizienz, smarte Energiesysteme und digitale Erlebnisse definieren die Mobilität der Zukunft. Hersteller, die diese Dimensionen in den Fokus rücken, sichern sich nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern auch die Loyalität ihrer Kunden. Tesla setzt hier bereits Massstäbe, während andere Hersteller und branchenfremde Quereinsteiger ebenfalls große Chancen in diesen Bereichen sehen.

Transformation des Autovertriebs: Neue Herausforderungen und Chancen

Der Vertrieb von Autos steht vor einem grundlegenden Wandel. Sowohl der Markt für gebrauchte Fahrzeuge als auch der Kaufprozess von Neuwagen wird sich in den nächsten Jahren radikal verändern. Die Treiber dieser Entwicklung sind technologische Fortschritte, regulatorische Vorgaben und verändertes Verbraucherverhalten.

Der Gebrauchtwagenmarkt im Umbruch: Kreislaufwirtschaft statt Weiterverkauf

Die EU arbeitet bereits daran, bis 2030 eine Kreislaufwirtschaft für Fahrzeuge zu etablieren. Diese sieht vor, dass neue E-Autos (andere Antriebe werden nicht mehr zugelassen) mit einem festgelegten Verfallsdatum produziert werden. Nach Ablauf ihrer Lebensdauer müssen diese Fahrzeuge an den Hersteller zurückgegeben und recycelt werden.

  • Tesla als Vorreiter: Tesla praktiziert dieses Modell bereits. Leasingfahrzeuge müssen nach Ablauf der Vertragsdauer an Tesla zurückgegeben werden, ohne Möglichkeit zum Herauskauf. Tesla hat dabei strategische Pläne: Die zurückgenommenen Fahrzeuge sollen in einer Flotte autonomer Robo-Taxis weitergenutzt werden, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.
  • Auswirkung auf den Handel: Mit den geplanten EU-Vorgaben wird der klassische Gebrauchtwagenhandel deutlich eingeschränkt. Der Handel mit gebrauchten Autos könnte zwar ausserhalb der EU weiterhin bestehen, wird jedoch durch die zunehmenden Regulierungen und den Fokus auf Recycling immer schwieriger.
  • Empfehlung für Händler: Händler sollten bereits jetzt nach alternativen Geschäftsmodellen suchen. Während es weltweit noch einen begrenzten Markt für gebrauchte Fahrzeuge geben wird, wird dieser langfristig schrumpfen, sofern sich die politischen Rahmenbedingungen nicht ändern.

Der digitale Wandel des Autokaufs

Der Kaufprozess für Neuwagen verlagert sich zunehmend in den digitalen Raum:

  • Verbraucherverhalten im Wandel:
    • 54 % der Befragten bevorzugen aktuell noch den klassischen Kauf beim Händler.
    • Bei jüngeren Generationen liegt die Bereitschaft für Online-Käufe jedoch bereits zwischen 31 % und 45 %.
    • Die Generation Z, die digital aufgewachsen ist, wird in Zukunft vermutlich mehrheitlich Fahrzeuge online kaufen oder auf Ride-Hailing und Car-Sharing zurückgreifen.
  • Neue Vertriebsmodelle:
    • Hersteller werden voraussichtlich nur noch eine begrenzte Anzahl an Flagship-Stores betreiben, die als Showrooms und Probefahrtzentren dienen.
    • Der Servicebedarf wird durch die wartungsarme Natur von E-Autos stark abnehmen, sodass auch die Zahl der Servicecenter deutlich reduziert wird.

Auswirkungen auf den klassischen Autohandel

Die Veränderungen im Markt bedeuten den Verlust vieler klassischer Umsatzquellen für Autohändler:

  • Wegfall des Gebrauchtwagenmarkts: Der traditionelle Handel mit Gebrauchtwagen wird durch Recycling- und Rückgabemodelle ersetzt.
  • Digitalisierung des Kaufprozesses: Der direkte Kontakt zwischen Händler und Kunde wird durch Online-Plattformen minimiert.
  • Reduzierter Servicebedarf: Mit E-Autos schrumpft der Wartungsaufwand erheblich, was den klassischen Servicebereich stark verkleinert.

Chancen für neue Geschäftsmodelle

Trotz dieser Verluste eröffnen sich neue Geschäftsfelder, die Händler aktiv erschließen sollten. Dazu gehören:

  • Integration in digitale Vertriebsmodelle: Aufbau von Plattformen oder Partnerschaften für den Online-Vertrieb.
  • Neue Mobilitätslösungen: Fokussierung auf Services wie Car-Sharing, Ride-Hailing oder Fleet Management.
  • Beratung und Zusatzservices: Angebot von Dienstleistungen rund um E-Mobilität, wie etwa Smart-Charging-Lösungen, Ladeinfrastruktur oder Vehicle-Grid-Integration (VGI).

Der Autohandel befindet sich in einer Phase des fundamentalen Umbruchs. Während klassische Geschäftsmodelle an Bedeutung verlieren, entstehen neue Chancen, die Händler frühzeitig identifizieren und nutzen müssen. Unternehmen, die flexibel reagieren und innovative Lösungen entwickeln, können auch in der neuen Ära der Mobilität erfolgreich bestehen.

Fazit

Die kommenden Jahre versprechen große Spannung in der Automobilindustrie. Der globale Süden, allen voran China, wird den Massenmarkt dominieren. Hersteller müssen sich von reinen Produzenten zu Systemanbietern entwickeln, wie es Tesla bereits vormacht. Gleichzeitig drängen finanzstarke Software- und Entertainment-Unternehmen mit innovativen Konzepten in den Markt und verstärken den Wettbewerb.

Treiber der Transformation

Der Markt wird zunehmend durch Innovationen, Kostensenkungen, die Beherrschung von Rohstoffen und eine erhöhte Wertschöpfungstiefe geprägt. Diese Dynamik zwingt viele traditionelle Hersteller zur Anpassung – ein Prozess, den nicht alle überleben werden. Selbst grosse europäische Marken könnten dem Druck nicht standhalten.

Auf der anderen Seite erleichtert der technologische Wandel durch E-Autos den Einstieg neuer Akteure, wodurch die Vielfalt an Marken und Fahrzeugen zunimmt. Dies eröffnet Kunden eine größere Auswahl und sorgt für einen intensiveren Wettbewerb.

Die Zukunft gehört der Effizienz

Die Effizienz und Integration von E-Autos werden so viele Vorteile bieten, dass ein Rückschritt zu alten Verbrenner-Modellen kaum mehr vorstellbar ist. Verbrennungsmotoren werden entweder aufgrund gesetzlicher Verbote oder durch unattraktive Wirtschaftlichkeit aus dem Markt gedrängt. Dieser Wandel ist weniger ideologisch getrieben als vielmehr eine Frage ökonomischer Logik.

Herausforderungen und Chancen

Vorgelagerte und nachgelagerte Branchen müssen sich auf umfassende Umstellungen einstellen. Die Umbrüche in der Produktion, im Vertrieb und in der Nutzung der Fahrzeuge erfordern innovative Geschäftsmodelle und neue Partnerschaften. Für Unternehmen, die sich schnell anpassen und neue Marktpotenziale erkennen, bietet diese Transformation jedoch enorme Chancen.

Die Automobilindustrie steht vor einer der tiefgreifendsten Transformationen ihrer Geschichte. Während einige traditionelle Player untergehen könnten, entstehen gleichzeitig neue Märkte, Technologien und Möglichkeiten, die den Charakter der Mobilität dauerhaft verändern werden. Wer innovativ und flexibel bleibt, hat die Chance, gestärkt aus diesem Wandel hervorzugehen.

Dieser Text auf carmart.ch wurde von der GHC GmbH - Online-Marketing, Sursee, Schweiz, erstellt und zur Verfügung gestellt. Das Copyright für diesen Text liegt bei der GHC GmbH, Sursee, Schweiz. Die GHC GmbH bietet Dienstleistungen in den Bereichen Copywriting, Content-Erstellung, SEO und mehr an. Bei Interesse an diesem Text oder der Erstellung hochwertiger Inhalte wenden Sie sich bitte an die GHC GmbH in Sursee.

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