Silberpfeile schreiben Geschichte: Sieg beim ersten Grand Prix in Aserbaidschan
- Nico erzielte den 19. Sieg seiner Formel 1-Karriere und den fünften in dieser Saison. Damit ist er der erste Grand Prix-Sieger auf dem neuen Baku City Circuit
- Schwieriger Nachmittag für Lewis: Er kämpfte sich von Startplatz zehn nach vorne und beendete das Rennen auf Rang fünf
- Nico (141) führt die Fahrer-Weltmeisterschaft mit 24 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Lewis (117) an
- MERCEDES AMG PETRONAS (258) liegt mit 81 Punkten Vorsprung auf Ferrari (177) auf Platz eins der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft
Nico Rosberg
Ich bin überglücklich, hier in Baku gewonnen zu haben. Ich fühlte mich wie ein Teil des Autos, mehr als jemals zuvor. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass etwas schiefgehen könnte. Das Auto war an diesem Wochenende unglaublich. Vielen Dank an mein Team dafür. Schon im Qualifying gestern Nachmittag habe ich dieses perfekte Gefühl gespürt. Im Rennen erwarteten wir eine Safety Car-Phase. Ich hoffte jedoch, dass es nicht soweit kommen würde, da dies oft zu Chaos führt. Aber der Nachmittag verlief für mich an der Spitze recht geradlinig. Es gab nur einmal kleinere Bedenken, als ich gegen Rennmitte das Gefühl hatte, dass mir etwas Power fehlen würde. Die Ingenieure durften mir nicht sagen, was ich dagegen tun konnte. Also sah ich mir mein Lenkrad an und versuchte, es selbst zu lösen. Das hat gut funktioniert. Sagol! Das bedeutet „vielen Dank“ an Baku für dieses super Wochenende! Jetzt freue ich mich auf Österreich!
Lewis Hamilton
Ich habe keine Ahnung, was da heute passiert ist. Ich hatte einfach keine Power. Ich befand mich lange Zeit in einem Motor-Modus, in dem es sich anfühlte, als ob ich ohne ERS fahren würde. Es gibt hunderte verschiedener Kombinationen wie man die Schalter am Lenkrad einstellen kann. Aber egal, wie viel man lernt, man kann niemals alle davon kennen. Ich fuhr herum und sah auf mein Display, um herauszufinden, was falsch lief. Aber ich konnte nichts erkennen, was ich anders als sonst gemacht hätte. Die Technik ist aktuell so kompliziert und ich verstehe nicht, warum man uns davon abhält, solche Dinge auf der Strecke zu lösen. Es war sehr schade, dass ich nicht richtig Rennen fahren konnte. Wenn ich das Problem hätte lösen können, hätte ich Teil der Show sein und gegen die Jungs vor mir kämpfen können. Rund zehn Runden vor Schluss löste sich das Problem von selbst. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich nichts mehr zu gewinnen oder zu verlieren. Ich lag mehr als zehn Sekunden hinter dem Auto vor mir und hatte den gleichen Vorsprung auf meinen Hintermann. Am Ende drehte ich den Motor sogar herunter, um ihn zu schonen. Schließlich habe ich nicht mehr so viele für den Rest der Saison übrig. Heute hat es einfach nicht sollen sein. Das Ergebnis steht. Ich habe Punkte für Platz fünf mitgenommen und werde nun versuchen, beim nächsten Rennen zurückzuschlagen.
Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef
Vor dem Rennen haben wir alle viel Action erwartet. In den 51 Runden wurde dann vielleicht nicht solch ein Feuerwerk gezündet wie in anderen Rennen an diesem Wochenende. Aber in unserer Box war dennoch viel los! Sprechen wir zunächst über Nico. Er hat das gesamte Wochenende über fantastische Arbeit abgeliefert. Gestern fuhr er eine super Pole Position heraus und heute ließ er einen überlegenen Sieg folgen. Er hatte einen guten Start, setzte sich vom Feld ab und kontrollierte danach das Rennen. Dennoch war es kein gänzlich problemfreier Nachmittag für ihn. Es war allerdings nah dran. Die erste Aufgabe für Lewis war es, die erste Runde zu überstehen. Er hat sich aus allem herausgehalten und dann ein Auto nach dem anderen überholt. Er meldete relativ früh im Rennen einige elektrische Aussetzer. Aber erst rund um seinen Boxenstopp wurde klar, dass sein Auto ein relativ großes Performance-Defizit hatte. Sobald wir das Problem identifiziert hatten, hätte es mit einer einzigen Funknachricht gelöst werden können. Aber das untersagten uns die Regeln. Diese Regeln sind für alle gleich und die FIA hat uns nur eine ganz bestimmte Wortwahl erlaubt. Es war ein ungewöhnliches und unverständliches Problem mit einem Motor-Modus. Deshalb konnte Lewis gar nicht wissen, was er tun musste, um es zu beheben. Letztlich fand er die richtige Lösung, wie es auch Nico einige Runden früher gelungen war. Er hatte zur Rennmitte in den Modus geschaltet, der das Problem verursachte. Sobald es behoben war, fuhr Lewis die zu diesem Zeitpunkt schnellste Rennrunde. Es war jedoch zu spät, um noch Plätze gutzumachen. Also traf er eine clevere Entscheidung, schonte seinen Motor und brachte das Auto ins Ziel. Wir wurden hier in Baku herzlich willkommen geheißen. Die Organisatoren haben einen fantastischen und aufregenden neuen Stadtkurs gebaut. Wir haben an diesem Wochenende unseren Vorsprung in der WM ausgebaut. Aber aus Sicht des Teams hätten wir hier mehr holen müssen. Deshalb liegt unser Fokus in den kommenden Tagen darauf, diese Probleme zu beheben.
Paddy Lowe, Executive Director (Technical)
Nachdem wir das Chaos der beiden GP2-Rennen an diesem Wochenende gesehen hatten, waren wir zu Beginn des Rennens erleichtert, als beide Autos sauber durch die erste Runde kamen. Danach zeigte Nico eine fantastische Leistung. Nach einer großartigen Pole Position erzielte er einen kontrollierten Start-/Ziel-Sieg. Er achtete perfekt auf seine Reifen, den Motor und die Bremsen. Für Lewis sollte es von Startplatz zehn von Anfang an kein einfaches Rennen werden. Leider wurde es dann sogar noch schwieriger, als wir vorhergesagt hatten. Die Pace seines Autos war nicht so stark wie auf unseren Long Runs im Freitags-Training. Einige unserer Gegner erwiesen sich als unmöglich zu überholen. Das müssen wir uns genau ansehen und verstehen. Denn er konnte nicht die Pace nutzen, die er bis dahin an diesem Wochenende gezeigt hatte. Wir erkannten an beiden Autos ein Problem mit dem Hybrid-Energie-Management. Leider wurde eine Konfiguration bei der Rennvorbereitung nicht richtig eingestellt. Dies führte zu vorzeitigen Aussetzern auf der Geraden und kostete die Fahrer rund drei bis vier Zehntel pro Runde. Dieses Problem bestand nur, wenn der Fahrer einen bestimmten Strategie-Modus am Lenkrad auswählte. Die anderen Modi waren davon nicht betroffen. Leider darf das Team den Fahrern aufgrund der neuen Funk-Einschränkungen aus diesem Jahr nicht mehr sagen, welchen Modus sie nutzen sollen. Oder wie in diesem Fall: Welchen Modus sie nicht hätten nutzen dürfen. Nachdem wir uns von der FIA die Erlaubnis geholt hatten, durften wir den Fahrern einen Hinweis geben – aber nicht mehr. Es war in etwa so, als ob wir sie bitten würden, ein Kreuzworträtsel zu lösen, während sie mit 320 km/h ein Rennen fahren. Das ist kein Kinderspiel! Bei Lewis dauerte es leider 15 Runden, bis das Problem gelöst war. Das kostete ihn viel Zeit, bevor er wieder den vollen Speed nutzen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war es zu spät, um noch einen Angriff auf das Podium zu starten. Ansonsten wäre das für ihn heute durchaus drin gewesen. Das größere Problem, das wir verstehen müssen, ist jedoch, warum sein Auto heute nicht so schnell war, wie es hätte sein müssen.
Gordian Hense
21. Juni 2016Wie sich Weltmeister von anderen Fahrern unterscheiden. Nico: „Also sah ich mir mein Lenkrad an und versuchte, es selbst zu lösen. Das hat gut funktioniert.“. Lewis: „Aber ich konnte nichts erkennen, was ich anders als sonst gemacht hätte. Die Technik ist aktuell so kompliziert und ich verstehe nicht, warum man uns davon abhält, solche Dinge auf der Strecke zu lösen.“
Wenn einem Formel 1 Rennfahrer die „Technik zu kompliziert“ ist, dann sollte er einen anderen Beruf ergreifen. Neben dem Fahren ist das Verstehen und Beherrschen der Technik die zweit wichtigtse Aufgabe eines Formel 1 Rennfahrers.