Mit der Markteinführung der sechsten Generation des Renault Clio wagt der französische Automobilhersteller einen mutigen Schritt: Weg von der sanften Evolution, hin zu einem deutlichen Sprung in Design, Technologie und Antriebsstrategie. Der Kleinwagenklassiker – seit Jahrzehnten ein zentraler Baustein in Renaults Modellportfolio – wird damit neu konturiert, gesetzte Grenzen verschoben und Ambitionen sichtbar gemacht.

Schon die formale Ankündigung, dass der neue Clio ab sofort bestellbar ist und erste Auslieferungen ab Anfang 2026 erfolgen sollen, machte Schlagzeilen. Die Einstiegspreise in der Schweiz werden mit CHF 19 900 angegeben.¹ Damit positioniert sich das Modell im wettbewerbsintensiven Segment der Kompaktwagen, verspricht jedoch Eigenschaften, die man sonst eher in höheren Fahrzeugklassen erwartet.

Der vorliegende Artikel beleuchtet die zentralen Facetten dieses Neustarts: vom Design über die Antriebstechnik bis hin zur Positionierung im Markt und den Herausforderungen, die Renault beim Relaunch zu bewältigen hat.

Design, Abmessungen und Fahrzeugarchitektur

Neuer äusserer Auftritt

Der neue Clio verabschiedet sich visuell vom vertrauten Erscheinungsbild seiner Vorgänger und präsentiert sich mit prägnanterem, sportlicherem Design. Mit einer Länge von 4,12 Metern wächst er gegenüber dem Vorgängermodell um rund 7 Zentimeter.⁶ Damit nähert er sich eher Dimensionen an, die man bislang im unteren Kompaktsegment sah – ein klares Statement hinsichtlich Innenraumbedarf und Proportionen.

Die Frontpartie wurde neu gestaltet, Licht­signaturen präziser und markanter, und die Linienführung insgesamt straffer und expressiver. Renault spricht selbst von einem „magnetischen, knallharten Look“ als Teil seiner neuen Designidentität.⁵ Insbesondere in der Topausstattung esprit Alpine kommen weitere Designelemente hinzu: 18‑Zoll‑Leichtmetallfelgen mit Diamantschliff, Schriftzüge in dunkler Chrom-Optik, auffällige Stossfängergestaltung und Akzente aus Alcantara. Diese visuelle Dachmarke betont die Ambition, das Klassenbild aufzumischen und hervorstechen zu wollen.

Fahrwerk und Raumangebot

Trotz seiner Ausweitung bleibt der Clio ein klassischer Fünftürer mit klarer Ausrichtung auf Alltagstauglichkeit. Der Kofferraum bietet ein Volumen von bis zu 391 Litern, was im Segment solide bis überdurchschnittlich ist. In puncto Vielseitigkeit und Nutzwert dürfte man kaum Abstriche machen müssen. Ihre Information nennt diesen Wert direkt als Perspektive eines alltagstauglichen Kleinwagens.

Mit dem Wachstum in der Länge dürfte auch der Radstand moderat erweitert worden sein – nicht zuletzt, um ein harmonisches Fahrverhalten zu gewährleisten. Leider liegen bislang kaum belastbare Quellen vor, die konkrete Daten zu Radstand, Spurbreite oder Achslasten offenlegen. Ich konnte jedoch in Berichten lesen, dass Renault das Fahrzeug in Bursa (Türkei) fertigen wird, womit sich Produktionsinfrastruktur und Logistik bewährt fortsetzen.

Antriebssysteme: Hybrid statt Elektro

Vollelektrische Variante? Fehlanzeige

Ein bemerkenswerter strategischer Schritt: Renault verzichtet beim neuen Clio auf eine rein elektrische Antriebsversion und fokussiert stattdessen auf Benzin- und Hybridvarianten (ggf. LPG). Diese Entscheidung ist umso interessanter in einem Marktumfeld, in dem viele Wettbewerber voll auf Elektromobilität setzen.

Renaults Strategie dürfte hier in einer bewussten Segmentabstufung liegen: Für kompakte Fahrzeuge mit geringem Strombedarf und für Käufer, die kein vollelektrisches Fahrzeug wünschen, soll der Clio als effizienter Hybridantrieb dienen. Gleichzeitig verfolgt Renault mit eigenständigen Elektroprojekten (etwa Renault 4 E-Tech, Renault 5 E-Tech, usw.) eine parallele Strategie.

Vollhybrid E‑Tech 160

Die zentrale Neuerung im Antriebsangebot ist der Vollhybrid full hybrid E‑Tech 160. Gegenüber dem Vorgänger wurde Leistung und Effizienz deutlich gesteigert: Er bietet 11 kW/15 PS mehr Leistung, 22 Nm mehr Drehmoment und kann in 8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen – eine Sekunde flotter als das Vorgängermodell. Zudem wird ein CO₂‑Wert von lediglich 89 g/km angegeben sowie ein kombinierter Verbrauch von 3,9 l/100 km. Diese Werte entsprechen einem ambitionierten Effizienzniveau für die Klasse.

Renault ergänzt in offiziellen Darstellungen, dass der Clio mit dem Hybridantrieb im Stadtverkehr bis zu 80 % der Zeit rein elektrisch fahren könne. Die Batterie wird während der Fahrt nachgeladen, eine Steckdose ist nicht erforderlich. Damit ist das System als sogenanntes self‑charging hybrid konzipiert – ohne Plug-in-Funktion.

In deutschen Quellen werden für die E‑Tech-Variante Verbrauchs- und Emissionswerte von 4,1 l/100 km und 92 g CO₂/km genannt, womit man sich in einem ähnlichen Effizienzniveau bewegt.

Benzinmotor TCe 115

Parallel zum Hybrid verbleibt der klassische Benzinantrieb. Renault nennt die Version TCe 115 als Basisvariante mit einem Verbrauch von 5,1 l/100 km und Emissionen von ca. 115 g CO₂/km. Die Drehmoment- und Leistungsdaten für das Kraftstoffaggregat sind weniger prominent publiziert, da Renault derzeit vor allem auf den Hybridantrieb setzen möchte.

Interessanterweise wird in Ihrem Basistext angemerkt, dass die Varianten TCe 115 und TCe 115 EDC zu einem späteren Zeitpunkt bestellbar sein sollen. Damit deutet Renault eine sukzessive Erweiterung des Antriebsportfolios an, nachdem der Marktstart mit Hybridantrieb erfolgt.

In Pressemitteilungen der Schweiz wird zudem eine frühere Motorisierung mit “E-Tech 145” genannt, die noch vor Einführung des neuen Clio angeboten wurde. Dies könnte als Übergangs- oder Zusatzmotorisierung gelten.

Vergleich und Einordnung

Diese Konstellation zeigt, dass Renault beim Clio deutlich Gewicht auf Effizienz durch Elektrifizierung legt, zugleich jedoch Flexibilität im Markt bleiben will.

Ausstattung, Konnektivität und Assistenzsysteme

Ausstattungslinien: evolution, techno, esprit Alpine

Der neue Clio wird mit drei klar differenzierten Ausstattungslinien angeboten:

• evolution (ab CHF 19 900): Die Basisausstattung bietet dennoch bemerkenswert viel Technik: adaptive Geschwindigkeitsregelung, Parksensoren hinten, elektronische Parkbremse mit Auto-Hold, 10‑Zoll-Zentraldisplay mit Spiegelung des Smartphones, Klimaanlage, Textilbezogene Armaturentafel und ein höhenverstellbarer Fahrersitz.
• techno (ab CHF 25 400): Hier setzt Renault auf Komfort und Konnektivität. Im Paket enthalten sind das OpenR link Multimediasystem mit Google‑Diensten (Maps, Assistant, Play), sechs Lautsprecher, Klimaautomatik, automatisch abblendender Innenspiegel, LED-Ambientebeleuchtung, Mehrmodi-Einstellungen via MULTI SENSE, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Rückfahrkamera, Fernlichtassistent sowie Regensensor. Zudem sind automatisch einklappbare Aussenspiegel und getönte Heckscheiben integraler Bestandteil dieser Linie.
• esprit Alpine (ab CHF 26 900): Die Top-Konfiguration zielt auf sportlich-exklusiven Anspruch. Sie bietet Alcantara-Elemente, Aluminium-Pedale, Logoprojektion in die Seitenspiegel, 18-Zoll-Felgen mit Diamantschliff, dunkle Chromakzente, Designapplikationen an Front und Stossfängern. Hinzu kommen Assistenzsysteme der gehobenen Klasse, z. B. Toter-Winkel-Warner, Querverkehrswarner, Einparkhilfen rundum, adaptive Geschwindigkeitsregelung und ein kabelloses Ladepad für das Smartphone.

Renault unterstreicht damit, dass auch der Basis‑Clio schon mit vielen Funktionen aufwartet, die man früher nur aus höheren Segmenten kannte.

OpenR link, Google-Integration & Connectivity

Ein zentrales Element der neuen Clio-Generation ist das OpenR link Multimediasystem, das ab der mittleren Ausstattung techno serienmässig integrierte Google-Dienste (Maps, Assistant, Play) bietet. Damit erhält der Fahrer direkten Zugang zu Navigation, Sprachsteuerung und App-Integration auf OEM-Ebene. In Kombination mit kabellosem Spiegeln via Android Auto und Apple CarPlay entsteht ein digital vernetztes Fahrerlebnis, das insbesondere in urbanen Szenarien hohe Bedeutung hat.

Berichte zur Messepräsentation bestätigen, dass sich Renault darauf konzentriert, das System in vielen Varianten anzubieten – mit adaptiver OTA‑Software (Over‑the‑Air‑Updates), um Funktionen und Sicherheit im Laufe der Zeit zu aktualisieren.

Assistenzsysteme und Sicherheitstechnik

Renault gibt an, dass bis zu 29 Assistenz- und Sicherheitssysteme (ADAS) in höheren Ausstattungslinien an Bord sind. Diese Systeme decken viele der heute üblichen Funktionen ab: von adaptivem Tempomat über Notbremsassistenz und Spurhalteassistenten bis hin zu Einparkhilfen und Toter-Winkel-Erkennung. Besonders in der esprit Alpine-Version sind zusätzliche Systeme integriert, etwa ein Ausstiegsassistent oder ein Rückfahr-Notbremsassistent.

Einige deutschsprachige Pressequellen betonen, dass Renault neu eine Innenraumkamera zur Fahrerüberwachung einsetzt, die Ablenkung und Ermüdung erkennen soll. Diese Ergänzung steht für einen technologischen Anspruch, der über das durchschnittliche Level im Kleinwagensegment hinausgeht.

Marktpositionierung, Zielgruppen und Wettbewerbsstrategien

Positionierung im Renault-Portfolio

Der neue Clio übernimmt weiterhin die Rolle des zentralen Modells im B-Segment von Renault. Mit seiner Antriebsstrategie ergänzt er gleichzeitig Elektrofahrzeuge wie den Renault 5 E-Tech oder zukünftige Modelle. Renaults Ansatz, den Clio ohne Elektrovariante anzubieten, zeugt von einer klaren Segment- und Zielgruppenabgrenzung: Der Clio soll für Kunden attraktiv sein, die eine effiziente, vernetzte und moderne Mobilitätslösung wollen, aber (noch) nicht auf ein reines E‑Auto setzen möchten.

Der Verzicht auf eine reine Elektrovariante stellt eine bewusste strategische Entscheidung dar: Hybridisierung als Brückentechnologie, die für viele Käufer realistische Alltagstauglichkeit bietet, ohne das – in vielen Märkten noch immer schwierige – Thema Ladeinfrastruktur und Reichweitensorgen in den Vordergrund zu rücken.

Wettbewerbsumfeld und Herausforderungen

Im europäischen Kleinwagenmarkt trifft der neue Clio auf starke Konkurrenz aus allen Richtungen: etablierte Marken wie Volkswagen (Polo), Peugeot (208), Ford (Fiesta) sowie neue Wettbewerber aus China, die zunehmend aggressive Preisstrategien und moderne Technologien anbieten. Reuters hebt hervor, dass der Clio‑5 bislang Europas meistverkauftes Fahrzeug war, und Renault mit der Clio‑6-Generation seine Stellung behaupten will. Der Anspruch, über mehr Technik und Premiumansprache zu punkten, ist damit eindeutig formuliert.

Doch mit diesem Anspruch gehen auch Risiken einher: Der Preisdruck im Segment ist hoch, und viele Kunden vergleichen jede Ausstattungskomponente strikt. Der Fokus auf High‑Tech-Elemente und Konnektivität kann zwar Differenzierung bringen, verlangt aber solide Bedienbarkeit, Zuverlässigkeit und langfristige Systeme. Kritik am neuen Design, das als zu radikal empfunden wurde, zeigt, dass Renault auch gegen konservative Erwartungen ankämpft: In französischen Medien wurde das neue Design mitunter als „nicht wiederzuerkennen“ und zu stark orientiert an Wettbewerbsmarken wahrgenommen.

Ein weiterer Faktor ist die politische und regulatorische Landschaft: Emissionsvorgaben, CO₂-Kosten, CO₂-Strafen und Förderinstrumente beeinflussen Kaufentscheidungen stark. Der Fokus auf Hybrid statt Elektro kann in diesem Kontext je nach nationalem Rahmen (z. B. Schweiz, Deutschland) Vor- und Nachteile mit sich bringen.

Zielgruppen und Kundennutzen

Der neue Clio spricht mehrere Segmente an:

• Stadt- und Pendlerfahrer, die ein kompaktes Fahrzeug, niedrige Betriebskosten und effiziente Technik wünschen.
• Technikaffine Käufer, die Konnektivität, digitale Integration und moderne Assistenzsysteme hoch gewichten.
• Kunden mit Nachhaltigkeitsbewusstsein, für die ein Hybrid als sinnvoller Kompromiss zwischen Umweltaspekt und Alltagstauglichkeit gilt.
• Motoren-interessierte Käufer, die weiterhin Benzinlösungen schätzen – Renault stellt sicher, dass auch diese Zielgruppe bedient wird.

Renault kombiniert damit breite Zielgruppenreichweite mit einem gewissen Premiumanspruch – zugleich eine Gratwanderung im Preissegment.

Ausblick und Bewertung

Chancen und Potenziale

Der neue Clio bietet mehrere vielversprechende Ansatzpunkte:

• Technologischer Vorsprung im Segment: Mit bis zu 29 Assistenzsystemen, OpenR link mit Google-Diensten und OTA-Updates setzt Renault Massstäbe im Kleinwagensektor.
• Effizienzaufschlag: Der E-Tech-Hybrid zeigt, dass erhebliche Einsparpotenziale bei Verbrauch und Emissionen realisierbar sind, ohne völlige Elektrifizierung.
• Markenumfeld und Differenzierung: Durch mutiges Design und ambitionierte Ausstattung könnte der Clio wieder stärker ins Bewusstsein rücken und sich von austauschbaren Kleinwagen abheben.
• Zeitlich gestaffelte Markteinführung: Renault lässt sich beim Zugang zu Benzinvarianten (TCe 115) Zeit, wodurch der Marktstart auf Hybrid fokussiert wird und durch weiteres Angebot ergänzt werden kann (wie in Ihrem Text angedeutet).

Risiken und offene Fragen

Doch es existieren auch klare Herausforderungen:

• Preisakzeptanz: Der Einstiegspreis von CHF 19 900 (bzw. ca. 24 200 € für Hybridvarianten in Deutschland) liegt über vielen älteren Kleinwagen. Die Differenzierung muss spürbar sein.
• Design-Widerspruch: Kritische Stimmen zum stark veränderten Design zeigen, dass Renault die Balance zwischen Innovation und Markenidentität wahren muss.
• Wettbewerbsdruck durch Elektroangebote: In Märkten mit starkem Fokus auf reine Elektromobilität könnte der Verzicht auf E‑Modelle des Clio zur Nachteilbildung führen.
• Technische Komplexität und Zuverlässigkeit: Mit hohen Ansprüchen an Assistenzsysteme und Konnektivität wachsen auch die Anforderungen an Software, Updates und Langlebigkeit. Jede Schwäche in der Praxis könnte stark gewichtet werden.
• Regulatorische Unsicherheit: Zukünftige CO₂-Emissionsgrenzen, Förderprogramme und steuerliche Rahmenbedingungen sind volatil und könnten sich nachteilig auswirken.

Fazit

Der neue Renault Clio markiert mehr als einen Modellwechsel – er steht für eine Neuausrichtung im Kleinwagensegment, bei der Renault Design, Digitalisierung und Hybridtechnik in den Vordergrund stellt. Der Fokus auf vernetzte Systeme, Assistenzfunktionen und Effizienz verspricht, das Segment aufzurütteln und Käufer neu zu begeistern.

Dass Renault auf eine reine Elektro­variante verzichtet und stattdessen hybridisierte Verbrennungsmotoren in den Mittelpunkt stellt, grenzt sich bewusst gegen den Mainstream ab – ein kalkuliertes Risiko, das bei erfolgreicher Umsetzung grosse Rendite bringen kann.

Im Wettbewerb mit etablierten und neuen Marken ist der Erfolg jedoch nicht garantiert. Er hängt massgeblich davon ab, wie Renault Preis, Technik und Bedienbarkeit in der Praxis zusammenspielt, wie das Produkt vom Markt angenommen wird und wie flexibel man auf Markt- und Regulierungsänderungen reagiert.

Der neue Clio ist kein blosses Facelift – er ist eine Neudefinition eines Klassikers. Und es wird spannend sein zu beobachten, ob er den hohen Erwartungen seiner Vorgänger gerecht werden kann – oder gar darüber hinaus wächst.

Bildergalerie

Quellenverzeichnis

1. Renault Suisse SA – Unverbindliche Preisempfehlungen
2. Renault Schweiz – Pressemitteilung „NEUER RENAULT CLIO: MIT NEUER OPTIK UND TOPAKTUELLER TECHNIK“
3. Renault Schweiz – Clio full hybrid E‑Tech Informationsseite
4. Renault Deutschland – technische Daten zum neuen Clio E‑Tech / TCe
5. Reuters: „Renault aims to retain edge with sleeker Clio 6 at Munich car show“
6. Le Monde: „Renault sort une nouvelle Clio …, mais sans version électrique“
7. Blick / Medienberichte zur IAA‑Premiere
8. Weitere Medienberichte über Preisgestaltung und Spezifikationen
9. Medienberichte über Renaults Hybridstrategie und Marktentwicklung