Ein Blick auf Chassis Nr. 110846
Die Einzigartigkeit des Porsche 356 Carrera GT
Porsche ist eine Marke, die auf einer sportlichen Reputation aufgebaut ist. Straßenautos werden attraktiver, wenn sie mit dem Traum verkauft werden, sie auf die Rennstrecke zu bringen. Für eine kleine Untergruppe von Porsche-Sportwagen ist die Motorsportgeschichte jedoch kein bloßer Traum oder eine Ambition, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Fahrzeughistorie. Der Kauf eines in der Vergangenheit im Rennsport eingesetzten Porsches ist nicht mit dem Erwerb eines normalen Serienmodells vergleichbar. Es ist ein exklusiver Club, der mit einem unvergleichlichen Maß an Respekt und Prestige verbunden ist.
Dieses Fahrzeug, zertifiziert mit einem Porsche COA (Certificate of Authenticity), ist ein 1960 Porsche 356 Carrera GT Coupé und gehört zu dieser sehr exklusiven Gruppe. Quellen sind sich einig, dass weniger als 50 dieser motorsporttauglichen Modelle von der Fabrik in Stuttgart hergestellt wurden. Dies war der Vorgänger des Carrera GT-Supersportwagens, ausgestattet mit Rennsporttechnologie jener Zeit. Vom ersten Besitzer, Werner Brockhaus, wurde dieser Porsche sofort in Wettbewerben bei Bergrennen und Rundstreckenrennen in Deutschland eingesetzt. Trotz seines Underdog-Status konkurrierte dieser Carrera GT oberhalb seiner Klasse.
Technische Details und Unterschiede zum Standardmodell
Ein Blick auf die Unterschiede zwischen diesem und einem Standard-356B offenbart die außergewöhnliche Technik und das besondere Design des Carrera GT. Zu den auffälligsten Merkmalen gehören zwölf zusätzliche Lüftungsschlitze zur Motorkühlung auf der Heckklappe, aufgeteilt in zwei Reihen zu je sechs. Diese Merkmale wurden heute von zahlreichen ‚Outlaw‘-Bauern kopiert. Unter der Oberfläche besteht die Motorhaube aus Aluminium, einem leichten Material, das auch für die Türhaut und die vordere Haube verwendet wurde. Außen wurden die doppelten Stoßfängerhörner entfernt. Im Innenraum wurden die Speedster-ähnlichen Schalensitze mit Aluminiumrückseiten ausgestattet, die Türgriffe durch Lederbänder ersetzt und das Heizungssystem entfernt. Zusätzliche optionale Ausstattungen reichten von einem eingebauten Überrollbügel zur Erhöhung der Verwindungssteifigkeit bis zu größeren Kraftstofftanks für Langstreckenrennen.
Der Motor: Ein Meisterwerk der Technik
Das Herzstück des Carrera GT war jedoch nicht optional: ein luftgekühlter Motor mit Aluminiumblock, Trockensumpfschmierung und vier Nockenwellen, entworfen von Ernst Fuhrmann. Heute wird der Porsche „Viernocken“-Motor als mechanisches Wunderwerk angesehen, das den Ingenieur-Ruf der Marke Stuttgart gefestigt hat. In dieser Ausführung produzierte der 692/3 „Carrera“-Motor 141 SAE-PS bei 1.587 cm³, ideal, um in der ‚unter 1600‘-Klasse zu konkurrieren. Wichtiger ist jedoch, dass der 692/3-Motor nur in begrenzter Stückzahl hergestellt wurde – Quellen sprechen von nur 113 Exemplaren insgesamt. Heute erzielen diese Carrera-Motoren sechsstellige Summen, selbst wenn sie allein verkauft werden.
Komplexität und Herausforderungen des Viernockenmotors
Der Viernockenmotor entwickelte auch schnell einen Ruf für seine Komplexität, ähnlich wie eine mechanische Uhr mit vielen Komplikationen. Schließlich waren die vier berühmten Nockenwellen alle vertikal, was die Balance entscheidend machte. Obwohl der 692/3-Motor eine Gleitlagerkurbelwelle aufwies und auf die reparaturanfälligen Rollenlager verzichtete, hatte er im Wesentlichen keine Spielräume bei Raumtemperatur. Hartes Fahren bei kalten Temperaturen und Vollgasbeschleunigungen unter 1.500 U/min konnten beide potenziell zu Blockaden oder verunreinigten Zündkerzen führen. Doch für diejenigen, die seine Eigenheiten verstanden, war der Fuhrmann-Motor eine Geheimwaffe, die dem Carrera GT seinen Spitznamen ‚Riesentöter‘ einbrachte.
Rennhistorie des Chassis Nr. 110846
Der Beginn: Werner Brockhaus und seine Erfolge
Der ursprüngliche Besitzer Werner Brockhaus schätzte die Fähigkeiten seines leichten Porsches. Kurz nach der Lieferung im Jahr 1960 setzte er seinen Carrera GT bei seinem Heimrennen in Friedberg am 7. August ein. Von elf Startern erreichte der Amateur-Rennfahrer Brockhaus den vierten Platz. Beim nächsten Rennen, einem sogenannten ‚Bergtest‘ im Pirmasens-Gebirge, war die Konkurrenz härter: 30 Starter waren gemeldet. Drei Tage vor dieser Herausforderung entschied sich Brockhaus, einen neuen Motor (KDP 95089) aus der Porsche-Fabrik zu installieren, wie auf dem COA vermerkt. Die zusätzliche Vorbereitung zahlte sich aus, da Brockhaus erneut den vierten Platz von 30 Startern erreichte, ein Ergebnis, das sich zwei Wochen später beim Sudelfeld Bergrennen auf den zweiten Platz von 18 Startern verbesserte.
Der Höhepunkt: Triumph in Kelheim
Der größte Sieg für diesen Carrera GT kam im folgenden Jahr, im Juni 1961, auf dem Kelheimer Straßenkurs beim Ratisbona-Bergrennen. Im Wesentlichen eine zweitägige Veranstaltung, war das Rennen im Kalender der Formel Junior verzeichnet; die Zeit wurde über zwei Runden gemessen. Zu den Konkurrenten gehörten echte Rennwagen mit Fahrgestellen von Cooper und Lotus. Obwohl dieser Carrera GT in der Klasse ‚unter 1600 cm³‘ antrat, belegte er mit Brockhaus am Steuer einen erstaunlichen zweiten Platz insgesamt hinter dem Cooper T52-Rennwagen, gefahren von Kurt Ahrens Jr., einem äußerst talentierten Fahrer, der später dem Porsche-Werksteam beitrat.
Ein Foto von Brockhaus in der örtlichen Friedberger Zeitung begleitet den Verkauf, auf dem er stolz seine Klassensiegertrophäe entgegennimmt. Weitere Fotos dieses Carrera GT, der ohne Stoßfänger bei Rennen wie Schauinsland, Sudelfeld und Rennen III mit Brockhaus am Steuer unterwegs ist, sind ebenfalls in der umfangreichen Geschichte dieses Fahrzeugs enthalten.
Weiterentwicklung und Restaurierung
Austausch des Motors und Fortsetzung der Karriere
Vielleicht wiederholte Brockhaus dieselbe Strategie, die zu seinem großen Triumph führte, indem er im März 1963 erneut zur Porsche-Fabrik zurückkehrte und für die Installation eines neuen Fuhrmann-Motors (KDP 96047) in seinem bewährten Carrera GT bezahlte. Während heutzutage diese unbezahlbaren Motoren zweifellos restauriert würden, war es damals üblich, sie komplett zu ersetzen. Brockhaus ist verzeichnet, dass er 1963 zweimal mehr an deutschen Bergrennen teilnahm, bevor er im folgenden Jahr zu einem weiteren beeindruckenden Viernocken-Porsche, dem Mittelmotor-904, wechselte.
Übergang zu Sammlern und die Reise nach Amerika
Bereits Anfang der 1970er Jahre begannen Sammler, diese Carrera-Motorsportwagen zu schätzen. Dieser GT wurde nach Amerika transportiert und an den in New York ansässigen Sammler Gary Gregorka verkauft. Im März 1972 wechselte er in den Besitz von Stephen L. Long aus Wyoming. Im Februar 1975 wurde dieser Carrera von seinem bedeutendsten Hüter, einem Augenarzt namens Dr. William E. Jackson aus Denver, Colorado, erworben.
Restaurierung durch Bill Doyle
Dr. Jackson, der sowohl im Amateur-Rennsport als auch bei Schönheitswettbewerben erfolgreich war, konnte die besten Arbeiten von Restauratoren in Auftrag geben. Anfang 1994, mit dem Ziel, an Schönheitswettbewerben teilzunehmen, bezahlte Dr. Jackson für die Restaurierung dieses Carrera GT durch einen der führenden Viernocken-Experten des Landes, Bill Doyle, der damals in Denver ansässig war. Doyle zerlegte nicht nur diesen Motor bis zum Langblock, sondern restaurierte auch sowohl den Motor als auch die dualen Weber 40DCM-Vergaser mit schwer zu beschaffenden Originalteilen.
In einem Brief an Dr. Jackson schrieb Doyle: „Alle ausgetauschten Teile stammen mit Ausnahme der Luftfilter aus meiner eigenen privaten Sammlung, die ich für mich selbst oder für Motoren wie Ihren aufhebe, die so nah wie möglich an dem Zustand sein müssen, in dem der Motor das Werk verlassen hat. Die tatsächliche Zeit, die ich an Ihrem Motor verbracht habe, übersteigt bei weitem den berechneten Betrag.“ Obwohl Doyle 2017 verstarb, hinterließ er ein Erbe der Perfektion in jedem Motor, den er restaurierte.
Der aktuelle Zustand und die Zukunft von Chassis Nr. 110846
Sammler und Museen: Die Reise geht weiter
Einen Porsche zu finden, der in der Obhut von Koryphäen wie Dr. Jackson und Bill Doyle war, ist ein seltenes Ereignis. Es wird angenommen, dass während Dr. Jacksons Streben nach Schönheitswettbewerben der Carrera GT in seiner jetzigen Farbgebung Schwarz-über-Schwarz neu lackiert wurde, die vorderen und hinteren Stoßfänger hinzugefügt wurden, der Tachometer auf Meilen pro Stunde umgestellt und ein zeitgenössischer Überrollbügel – eine Werksoption für das Modell – installiert wurde. Diese Merkmale sind noch heute vorhanden.
Nach dem Ende von Dr. Jacksons Besitz kehrte dieser Carrera GT erneut nach Europa zurück, zu dem deutschen Sammler Peter Kaufmann, der einige Forschungen zur Motorsportgeschichte dieses Chassis beim Porsche 356 Club Deutschland Historiker Ulrich E. Trispel in Auftrag gab. Kaufmann tauschte dieses Exemplar gegen Friedrich ‚Fritz‘ Kozka im Jahr 2004, einen weiteren hoch angesehenen Sammler und Rennfahrer, der ebenfalls einen begehrten Porsche 901 besaß. Kozka verkaufte dann dieses Chassis an seinen jetzigen Besitzer, der diesen historischen Porsche in den letzten zehn Jahren in einem Museum ausgestellt hat. Sein nächster Hüter wird die beneidenswerte Entscheidung treffen, ob er ihn in seine ursprüngliche Silbermetallic-Farbgebung #6006 zurückversetzen oder ihn einfach so fahren und genießen möchte, wie er ist.
Ein Blick in die Zukunft
Wenn der Carrera GT als ‚Riesentöter‘ bezeichnet wird, wurde dieser Spitzname durch Autos wie dieses verdient – ein direkter Vorgänger der heutigen Porsche-Formel, Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig Technologie hinzuzufügen. Dies ist nicht nur ein wichtiges Stück Porsche-Motorsportgeschichte, sondern auch der würdige Ursprung des Namens für den Carrera GT-Supersportwagen. Obwohl die Quellen hinsichtlich der Produktionszahl variieren – einige sprechen von 49, 40 oder sogar nur 34 –, zitiert Porsche selbst eine Gesamtproduktion des 1960 Porsche 356B Carrera GT von lediglich „einigen Dutzend“ Exemplaren.
Zusammengefasst ist dies ein Carrera GT, der in seiner Zeit im Rennsport eingesetzt wurde, im Besitz von erstklassigen Porsche-Sammlern war und dessen Motor von einer wahren Legende restauriert wurde. Schätzungen für andere Carrera GT-Exemplare haben siebenstellige Summen erreicht. Zu einem wettbewerbsfähigen Preis bietet dieses Exemplar einen Einstieg in einen ultra-exklusiven Bereich des Porsche-Sammelns. Dies ist Ihre Gelegenheit, einen Porsche zu erwerben, der auf jeder Luftgekhült-Veranstaltung beneidet würde. Kein bloßer ‚Outlaw‘, sondern das echte Original. Weitere Informationen und Gebote bei SBX Cars.