Mit dem Opel Grandland X Hybrid 4 startete Opel seine aktuelle Elektro-Offensive. Mit einer Reihe von Elektroautos geht Opel seit diesem Jahr zusätzlich an den Start. Der Opel Corsa-e kann jetzt geliefert werden. Und, der neue Vivaro-e wird als Elektro-Transporter die Handwerker, Transporteure und Vereine beglücken. Die letzte Meile wird elektrisch. Last but not least – soll als nächster – Anfang 2021 – der neue Opel Astra, auch als reiner Stromer, folgen. Die CPM – Plattform macht es möglich. Zusammen im PSA -Konzern werden fleissig auf dem Einheitssystem CPM Opel und Peugeot Benziner, Diesel und Elektroautos konstruiert und wie am Fliessband in die Welt entlassen. Kein anderer Hersteller kann das derzeit in der realen Welt vorweisen. Also konstruieren, herstellen und liefern.
Auf der IAA 2019 vorgestellt, ab Juni 2019 zu bestellen, jetzt in der Auslieferung
Das erste Modell, das es in der Neuzeit, mit einem elektrischen Antrieb von Opel gab, ist der Opel Grandland X Hybrid 4. Auf der IAA 2019 vorgestellt, war er bereits im Juni 2019 zu bestellen und seit Anfang Jahr 2020 (Februar) wird er ausgeliefert. Wir haben nun ein Exemplar zur Probe gefahren. Er wird mit einem Einstiegspreis von 48’900 CHF inkl. MwSt. (nach Abzug von aktuell 1’000 CHF Flexprämie) in der Ausstattungsvariante „Excellence“ angeboten. Die nächst höhere Variante, die Version „Ultimate“, kostet ohne weitere Extras 53’900 CHF inkl. MwSt. (nach Abzug von 1’000 CHF Flexprämie). Den Unterschied findet man in folgenden Ausstattungsmerkmalen:
- Park and Go-Paket Premium mit 360-Grad-Rückfahrkamera
- Adaptives Fahrlicht AFL mit LED Technologie
- Dach und Aussenspiegel in Schwarz
- Sitzheizung, vorn
- Aluminiumpedale
Die zusammen als Sonderzubehör für 3’040 CHF beim „Excellence“ extra zu Buche schlagen würden. Die Varianten „Basis, Enjoy und Design Line“ des Grandland X gibt es als Hybrid 4 nicht. Das Leasing des Excellence beginnt ab 339 CHF pro Monat. Einen guten Eindruck, was man noch an Extras dazu buchen kann, bietet der Konfigurator auf der Opel Webseite.
Hohe Systemleistung, Allrad und Elektrisch – drei in einem
Drei Antriebsmotoren
Gleich zu Beginn sei gesagt, was die herausstechenden Eigenschaften des Opel Grandland X Hybrid 4 sind. Das Fahrzeug verfügt über drei Antriebsmotoren. Zwei Elektromotoren und einem 1.6 Liter Direct Injection Turbo-Benziner. Zusammen liefern sie eine Systemleistung von 221 kW/300 PS auf alle Räder die den Boden berühren. Da geht beim abrupten Anfahren schon ein wenig ein Ruck durch das Fahrzeug. Die 1.9 Tonnen inklusive Fahrer werden massiv nach vorne beschleunigt. Die Elektromotoren liefern ab dem Start ein Drehmoment von 320 Nm, dazu gesellt sich der Turbo-Beziner mit 300 Nm bei einer Drehzahl von 3’000. Da merkt man das Gewicht des Anhängers nicht mal mehr. Neben den Grundeigenschaften des Opel Grandland X bietet das weit erhöhten Fahrspass.
Allrad mit der sanften Kraft der Elektromotoren
Im Fahrmodus Allrad werden alle vier Räder angetrieben. Das 8-Stufen Automatikgetriebe verteilt so die Kraft des Benzinmotors und der Elektromotoren auf alle Räder. Das garantiert beste Traktion auf jedem Untergrund. In diesem Fahrmodus kann man bis zu 135 km/h schnell sein. Den „Hybrid 4“ gibt es auch deshalb nur mit dem 8-Stufen Automatikgetriebe, weil dieses die Koordination zwischen Elektromotoren und Benziner vornimmt. Opel peilt mit dieser Funktion bestimmte Zielgruppen an, die sowohl gehoben unterwegs sein wollen, aber auch ein allradfähiges Fahrzeug brauchen mit dem sie viel transportieren und ziehen können. Zum Beispiel Segler, Förster, Bauleiter, Vermessungsingenieure oder Jäger.
Maximal 59 km rein elektrisch unterwegs
Das man mit dem Opel Grandland X Hybrid 4 auch rein elektrisch unterwegs sein kann, ist das dritte Schmankerl im Bunde. Wir wissen nicht wie sich die Dinge in den Städten oder Naturschutzgebieten entwickeln. Bald kann man nur noch mit Zero Emission Fahrzeugen dort hin und durch fahren. Während man auf dem Land vielleicht noch auf einen Verbrenner angewiesen ist, möchte man aber doch in der Stadt lautlos und CO2 – frei fahren können. Das bietet der Opel Grandland X Hybrid 4, zumindest für max. 59 km nach WLTP1 – die 13,2 kWh-Lithium-Ionen-Batterie für den Antrieb macht es möglich. In unserem Test haben wir die 59 km aber nie erreicht. Das lag wohl daran, dass wir zu oft den Kick-Down mit den 300 PS erleben wollten. Denn die max. Reichweite wird aus dem Fahrverhalten errechnet. Wir kamen, durch unser Verhalten, höchstens noch auf 39 km maximale Reichweite mit der Batterie. Man muss dann schon eine sehr lange Zeit mit dem Sanftfuss fahren um die theoretische Reichweite der Batterie wieder auf über 50 km zu heben.
Sieben Fahrmodi sind genug
Eigentlich hat der Opel Grandland X Hybrid 4 nicht nur vier Fahrmodi, sonder sieben. Die Basis bilden Elektro, Hybrid, Allrad und Sport. Dazu kann man noch die „e-Save“ Funktion wählen, die angibt das die Antriebsbatterie automatisch, während der Fahrt, vom Benziner bis zu einer Reichweite aufgeladen wird. Zu all diesen Funktionen kann man am Schalthebel, zwischen normaler Fahrweise (D) und mit Rekuperation (B) wählen. Das heisst es gibt die Fahrmodi Elektro, Hybrid, Allrad und Sport in zwei Varianten. D und B. Leider kann man B nicht feste voreinstellen und muss sie bei jedem Fahrantritt neu auswählen. Auch die „e-Save“ Funktion stellt sich nach dem Ausschalten auf den Default-Wert zurück.
Alles nur Technik – es geht auch einfacher!
Eigentlich ist der Opel Grandland X Hybrid 4 ein Auto zum reinsitzen und losfahren. Denn von Hause aus ist alles so eingestellt, dass man sich um den Antrieb und die Einstellungen nicht kümmern muss. Der default Fahrmodi ist „Hybrid“. Das heisst, der Wagen benutzt automatisch die Antriebsvariante die gerade möglich ist. So lange die Batterie geladen ist und die Geschwindigkeit niedrig, fährt er elektrisch. Benötigt er mehr Power, schaltet sich der Benzinmotor zu. Da der Elektromotor beim Anfahren ab der ersten Umdrehung volle Leistung bietet ist es ein Vergnügen los zu fahren. Denn das geschieht mit sanfter, stufenloser Kraft. Kein Schalten des Getriebes oder Gang einlegen. Er gleitet sanft aber kräftig los.
Bei unserem Test bzgl. des Antriebs haben wir zwei Dinge bemerkt, die uns unschön vorkamen. Erstens, man kann die „e-Save“ Funktion nicht per Default auf einen Wert fest einstellen, so dass die Antriebsbatterie immer eine Restreichweite beinhaltet. Sie stellt sich nach Ausschalten des Fahrtzeugs einfach wieder aus. Zweitens, wenn das System dazu gezwungen wird die Antriebsbatterie zu jeder Zeit maximal zu laden (e-Save max. oder 10-20 km), ist das Anfahren keine Freude mehr. Oft muss man dann, beim Anfahren, kräftiger auf das Gaspedal treten, wie man es gewohnt ist, und der Wagen macht dann einen Ruck. Das ist nicht so elegant und kann auch zu Gefahrensituationen führen. Besser man lädt also die Batterie immer an der Ladestation auf oder schaltet e-Save nur bei schnellerer Fahrt mit ein.
Das Dilemma mit dem Laden
In der Serienversion wird der Opel Grandland X Hybrid 4 mit einem Ladesystem für Wechselstrom und einer Leistung von 3.7 kW geliefert. Das ebenfalls zu Serie gehörende Basis-Kabel Mode 2 bietet damit zusammen die Möglichkeit die Antriebsbatterie innerhalb von ca. 7 Stunden an der typischen 220 Volt-Steckdose voll aufladen zu können. Diese liefert aber nur 1.8 kW, deshalb dauert es so lang und nutzt die 3.7 kW des Laders nicht aus. Mit einer Spezialsteckdose, die bis zu 3.7 kW liefert, kann man dann unter 4 Stunden zu einer Vollladung kommen. Diese Steckdose muss aber vom Elektriker erst extra installiert werden. Dazu würde man auch ein anderes Kabel benötigen, dass die 3.7 kW unterstützt. Wohlgemerkt, für max. 59 km reiner elektrischer Fahrt!? Das passt, wenn man eine solche Steckdose in der Nähe seines nächtlichen Parkplatzes zur Verfügung stehend benutzen kann. Wir hatten das nicht, also viel diese Variante im Test aus.
Schneller laden mit 7.4 kW
Gegen einen Aufpreis von 690 CHF kann man einen On-Board Lader mit 7.4 kW Leistung als Zubehör, beim Kauf, mit bestellen, Der ersetzt dann den Lader mit 3.7 kW. Dann kann man die Batterie mit entsprechenden Adaptern* an öffentlichen Ladesäulen in ca. 2.5 Stunden aufladen. Dazu benötigt man aber eine Ladesäule die bis 22 kW (drei Phasen) Ladeleistung unterstützt. Denn der On-Board Lader von Opel lädt nur mit einer Phase. Man benötigt also eine Ladesäule die mit drei Phasen, die auf einer Phase 7.33 kW (3 x 7.33 = 22 kW) liefert um den Lader im Opel voll auszunutzen. Solche Stationen gibt es mittlerweile viele, sogar an denen man gratis laden kann.
Will man das zu Hause z.B. in seiner Einstellhalle einrichten, kann man eine sogenannte Wallbox bestellen, die inkl. Montage so um die 2’500 CHF kosten dürfte. Dann kann man auch dort in den Genuss kommen, innerhalb von 2-2.5 Stunden die Batterie voll aufzuladen. Die Möglichkeit aber, in der eigenen Garage 22 kW auf drei Phasen zu bekommen, ist nicht überall gewährleistet. Das hängt von den Vorschriften und Zuleitungen der Überbauung ab.
*Gegen einen weiteren Aufpreis von 1’050 CHF bekommt man von Opel ein Universal Ladekit namens „Juice Booster“ mit dem man an geeigneten Ladesäulen mit bis zu 22KW laden kann. Vorausgesetzt die Ladesäule unterstützt das. Dann kann man den als Zubehör erhältlichen Lader mit 7.4 kW auch dort nutzen und braucht nur 2-2.5 Stunden für 100 % Ladung.
Bei kostenpflichtigen Angeboten empfiehlt sich dann eine Mitgliedschaft in einem Netzwerk. Zum Beispiel die Maingau Ladekarte aus Deutschland. Man bekommt z.B. einen RFID-Chip, den man an die Ladesäule hält und schon fliesst der Strom. Abgerechnet wird online.
Laden mit Gleichstrom
Leider bietet Opel für den Opel Grandland X Hybrid 4 keinen eingebauten Lader für Gleichstrom an. Denn laden mit Gleichstrom geht viel schneller, da viel grössere Strommengen in die Batterie übertragen werden können. Bei den oben genannten Wechselstrom – Varianten muss der Lader ja immer den Wechselstrom in einen Gleichstrom umwandeln. Denn die Batterie wird natürlich intern mit Gleichstrom vollgeladen. Über die Zuleitung kommt aber Wechselstrom. Dabei entsteht ein Reibungsverlust und das Umwandeln kostet Zeit. In modernen Elektroautos findet man heute deshalb Anschlüsse und Lader für Gleichstrom, die mit bis zu 150 kW oder mehr laden können. Da kann man sich vorstellen, wie schnell eine 13.2 kWh Batterie wohl voll geladen wäre.
Da uns alle Ladeoptionen entweder nicht zur Verfügung standen, zu lange dauerten oder zu umständlich waren, fuhren wir oft mit der e-Save Funktion auf maximaler Leistung. Das heisst die Batterie wurde während der Fahrt mit dem Benzinmotor geladen. Was natürlich aus Sicht der Umwelt und Effizienz keinen Sinn macht. Der Systemverbrauch steigt dadurch enorm an. Die laut WLTP – Verfahren ermittelten 1.2-1.7 Liter/100 km und CO2 Emission von 28-39 g/km multiplizieren sich damit natürlich. Ergo macht es nur Sinn, eine Ladevorrichtung für die Antriebsbatterie feste zu installieren, die während dem Stillstand des Fahrzeugs lädt. Um dann sanft im Hybrid-Modus zu fahren.
Fazit
Der Opel Grandland X Hybrid 4 ist ein hochwertiger SUV mit zusätzlichen Eigenschaften für nachhaltigen Transport der für bestimmte Kundengruppen Sinn macht. Über die Qualitäten des Opel Grandland X haben wir mehrfach berichtet, deshalb gehen wir darauf hier nicht mehr ein. Die hohe Systemleistung des „Hybrid“, die vier Fahrmodi und die Möglichkeit auch rein elektrisch zu fahren, eröffnen seinem Besitzer grosse Sicherheit, auch in diesen Zeiten, immer, stilecht an den Ort zu gelangen, den er sich wünscht. Die Ladelösungen aber sollten besser und einfacher gelöst werden. Aufgrund der Situation durch den Coronavirus und die sich schnell entwickelnden, reinen Elektroautos können wir keine grossen Verkaufserfolge sehen. Die Entwicklung geht doch schneller als sich das so Manche gedacht haben. Auf der anderen Seite muss man berücksichtigen, dass Opel, seit dem Zusammenschluss mit PSA, ja auch andere Regionen beliefert, in denen die Elektromobilität und Ladesysteme noch nicht auf dem Stand sind, wie in Europa oder Nord-Amerika. Für einen Farmer in Afrika, einen Bauunternehmer in Russland oder einen Weingutbesitzer in Argentinien, um nur ein paar Beispiele zu nennen, aber auch einen Schweizer in den Bergen ist der Opel Grandland X Hybrid 4 eine echte Überlegung wert. Ein vergleichbares Fahrzeug ist der Mitsubishi Outlander PHEV, der aber schon bereits seit 2015 auf dem Markt ist.
Bilder-Galerie
1 Die genannten Reichweitenangaben, Treibstoffverbrauchs- und CO2-Emissionswerte wurden anhand der WLTP Testverfahren bestimmt (VO (EG) Nr. 715/2007 und VO (EU) Nr. 2017/1151). Abweichungen zwischen den Angaben und den offiziellen typgeprüften Werten sind möglich.